[Review] Act of Valor (2012 US)

Fuck yeah ‚Murica! Michael Bay kann einpacken, wenn es um in Szene gesetztes Militärequipment geht! Act of Valor ist ein amerikanischer Actionfilm aus dem Jahre 2012, der mit echten, sich noch im Dienst befindlichen US Navy SEALs und Angehörigen der Special Warfare Combatant-craft Crewmen (SWCC; zu deutsch Kampfbootbesatzungen für Spezielle Kriegsführung) gedreht wurde.

Achtung, es folgt ein mindestens genauso provokanter Text, wie es der Film dem Zuschauer vormacht.

Also, was erwartet man von vonherein von so einem Film?

  • flache Charaktere ✔
  • ungemein viel Ehrgefühl und noch viel mehr Pathos ✔
  • Super in Szene gesetzte Action ✔
  • stupide, filler Story ✔
  • flache Gegenspieler  ✔
  • noch mehr Pathos ✔
  • noch viel viel mehr Pathos ✔
  • […]  ✔ [….]

… führt diese Liste nach persönlichen Belieben weiter.

Um es kurz zu machen, man bekommt genau das. Wer etwas anderes erwartet ist schlicht naiv.
Okay, jetzt wusste ich in etwa, was auf mich zukommen würde und trotzdem schneidet er bei mir so schlecht ab? Warum?
Ganz einfach: Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

120223063819-act-of-valor-story-topNehmen wir uns ersteinmal die Figuren zur Brust. Stolze (werdende) Papas und einsame Wölfe. Die Vatis sollen wohl für den emotionalen, leider durchweg nicht vorhandenen Twist nützlich sein. Im Prinzip ist es total egal wer elendig krepiert und wer es schafft, mehr als das Surferboyimage, das gleich zu Beginn eingeführt wird, steckt hier in den eindimensionalen Pappschuberkameraden einfach nicht drin. Amüsant wird der Film aber erst, wenn man sich die Gegenseite anschaut. Noch viel schlechteres Schauspielamüsement, noch klischéehafter und vorallem: Von jedem etwas. Das Feindbild das hier generiert wird ist ekelhaft, wenn auch leider viel zu oft wahr. Zeugt übrigens auch von einer gewissen Paranoia… So tauchen Russen, Islamisten, pazifische Insulaner (Phillipinos, etc.) und die angrenzenden Mexikaner als unmittelbare Gefahr für die United States of America auf. Fehlen eigt. nur noch die Chinesen, aber die wurden wohl von den kommunistischen Russen abgedeckt.
Abziehbilder² treffen also auf Abziehbilder³, es wird Moral und Ethos suggeriert, wenn nicht sogar aufgedrängt, in einem Stützkorsett das sich Handlung nennt. Aber selbst Handlung umschreibt dieses Intermezzo von aneinandergeklatschten Storyfetzen nicht im Ansatz.
Hier bekommt man drei inszenatorisch beinahe astrein gelungene Ergreifungs-/Liquidierungsmissionen zu Gesicht, die sich von Friede-Freude-Eierkuchen Familien- und Kumpelgesprächen umrahmen lassen. Das sonstige Handlungsgerüst ist wiederum so dünn, dass man nichteinmal von einer videospielmäßigen Geschichte sprechen kann. Wer die Kriegsspiele Call of Duty Modern Warfare 1-3 gezockt hat weiß, dass die Geschichte im Singleplayermodus teilweise wirklich fesselnd war. Diese Möchtegernhandlung von Act of Valor hingegen lässt einen kalt, und muss sich ganz klar hinter sämtlichen Videospielen dieser Sparte verstecken. Kein einziges Element außer der Action vermag einen zu packen, geschweige denn mitzureißen. Und da der Film knappe 2 Stunden geht, kann man sich ausmalen wie hoch welcher Anteil wohl sein wird. Auch wenn sich die Verbindungselemente so knapp wie nur irgendwie möglich halten, sowas ist es echt nicht wert. Kurz gesagt: Wäre die Action nicht so genial in Szene gesetzt, ich hätte nach spätestens einer Stunde ausgemacht.

Gut, kommen wir also zum „besten“ Teil des Films. Wenn man darüber hinwegsehen kann, dass die Amis alle Überkampfmaschinen sind, die irgendwie immer alles bewerkstelligen können und die dümmlichen Dorfterroristen nicht einmal ordentlich mit einem RPG umgehen können… ja dann… aber nur dann offenbart sich ein kleines Actionspektakel. Auch wenn hier ganz klar eine Militärequipmentshow abgezogen wird, irgendwie sah das doch schon beachtlich aus. Wie aus der US Army/Navy/Air Force/Marine Corps. Broschüre. Zwar wird ordentlich viel aus dem Computer gezaubert, aber der handgemachte Teil kann voll und ganz überzeugen. Wenn das SEAL-Team am Zielort anrückt und die Stille im Wald drückt, man nicht einen Ast knacken hört, während sich die Männer durch offene Lichtungen und Wälder schlagen müssen, wenn Ziele aus dem Wasser ausgeschaltet werden… das hat was und das gebe ich zu. Wenn Militärboote durch kleine Flussabzweigungen cruisen, Dinghys auf eine Yacht zurasen, Transporthelis Boote abwerfen… wenn die Kampfhandlungen aus der Egoperspektive beinahe durch das Visier „erfahren“ werden… dann vermag selbst Act of Valor eine kleine Trumpfkarte auszuspielen. Da kann Michael Bay’s BAYHEM wirklich einpacken,
wenn man mal an Transformers 1 und 2 denkt. Die Sonne geht unter, Hubschraubersillhouetten fliegen durch die letzten Sonnenstrahlen, der Rundumschwenk um Boote und Helis. Ich wusste doch dass mich das an etwas erinnert…

Film Title: Act of ValorAber liebe Leute von der Werbeabteilung: Es scheint nicht immer nur die Sonne bei Einsätzen und wenn ich noch einmal zusätzlich einen fliegenden Schatten während des obligatorischen Ritts in den Sonnenuntergang hätte sehen müssen… ich hätte wohl im Kreis der Sonne gekotzt. Zumindest dieses Stilmittel wurde bis zum Erbrechen ausgereizt. Genauso wie der über-überschwängliche, vor Pathos nur so triefende Soundtrack, welcher beispielsweise der zum Ende hin an der emotionalen Ebene kratzenden Zeitlupensequenz  jegliche  Intensität raubt.
Aber abgesehen von all der Kritik ist es doch recht ansehnlich, was das Filmteam mitsamt seiner militärischen Berater auf die Beine stellen konnte. Wenn ich mich recht entsinne wurden bei dem Kamf im Dschungel sogar echte Geschosse verwendet. Hut ab.

Dass das Ende vom Lied dann natürlich noch einmal versucht den roten (no pun intended!), emotionalen Faden aufzugreifen, kann man als relativ gelungen bezeichnen. Wie man eben zu solchen Enden steht. Natürlich ist es immer wieder entsetzlich traurig wenn ein Soldat in Erfüllung seines Dienstes sterben muss. Ich habe auch höchsten Respekt vor ihnen und insbesondere den Spezialeinheiten, die nie wissen ob sie überhaupt lebend zurückkehren oder nicht. Auch finde ich den Ehrenkodex beachtenswert und dass sie überhaupt an solch fundamentale Werte glauben können, wie Aufopferung und Tapferkeit, etwas, das ich als „Normalo“ wohl eh nie verstehen werde. Da musste ich dennoch ganz kurz schlucken, auch wenn die abschließenden Worte immer mal wieder in zu tiefe Ehrgefühlsgefilde abdrifteten.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass der Film aus filmischer Hinsicht einfach totaler Mist ist, der bis auf die Action wirklich nichts gebacken bekommt und zudem noch äußerst bedenkliche Inhalte vermittelt.
Wie Propaganda und Pathos richtig geht, haben die Amis schon ’68 gezeigt. Da war der Film ob seiner noch giftigeren Aussage wenigstens noch unterhaltsam, da er über eine geschickte Handlung und einen grundsoliden Cast verfügte. Aber Act of Valor?
Nicht wirklich. Also so gar nicht. Bis auf die paar gelungenen Actioneinlagen eben.

2/10 Punkte

mza_725578260326969724Act of Valor
Jahr: 2012 US
Regie: Mike McCoy & Scott Waugh | Drehbuch: Kurt Johnstad
Cast:
Roselyn Sánchez
Jason Cottle
Alex Veadov
Nestor Serrano
Ailsa Marshall
Gonzalo Menendez
Emilio Rivera
Dimiter D. Marinov

Wo wir vorhin bei Bayhem waren: Tony Zhou von twitch hat vor kurzem ein Video online gestellt, welches Michael Bays ‚epische‘ Kameraarbeit beleuchtet. Nicht nur interessant zu sehen, dass Herr Bay einen Laternenfetisch pflegt, auch die ganze Art der Inszenierung wird von Zhou ungemein spaßig erläutert. Für Actionfans ist dieses Video definitiv einen Blick wert:

 

7 Kommentare zu „[Review] Act of Valor (2012 US)“

  1. Den wollte mir ein Freund auch mal aufquatschen und meinte, der wäre voll geil und so. Naja, da man ja den Filmgeschmack der Leute um einen herum ganz gut kennt, habe ich ihn mal für meinen Blog vorgemerkt. Danke für die Bestätigung, dass er dafür genau richtig ist.

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    1. Hatte in der Tat eine gewisse Grunderwartungshaltung, welche aber gekonnt zunichte gemacht wurde. Sehr schade, denn Potenzial war durchaus da. Würde aber lieber zu einem Videospiel greifen, als mich hier nochmal durchzukämpfen…

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      1. An sich ließe sich da bestimmt auch was gescheites raus machen, aber man ruht sich ja meist auf der Action aus, weil man heutzutage mehr nicht mehr braucht, um die Filme an den Mann zu bringen.

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