[Serie] House of Cards – Staffel 1 (2013 US)

2014-03-04-HouseofCards2.14.2014

Geld ist die McMansion in Sarasota die beginnt, langsam innerhalb von 10 Jahren zu zerfallen. Macht allerdings ist das alte Steinhaus, welches gebaut worden ist, um Jahrhunderte zu überdauern. Ich kann eine Person nicht respektieren, die die Unterschiede nicht erkennt.

– Frank Underwood, Kongressabgeordneter der demokratischen Partei –

Francis „Frank“ J. Underwood (Kevin Spacey) ist ein berechnender, aber ebenso machtgieriger, wie selbstbewusster Mann, der sich all das nimmt was er begehrt. Egal auf welche Weise, vollkommen egal wie hoch die Kosten dafür sind. Er findet einen Weg.

Es ist schon beachtlich zu sehen, was ein Video on Demand Anbieter wie Netflix auf die Beine stellen kann. Nicht nur der hochgradig bekannte Cast rund um Kevin Spacey lockt, sondern auch die Inszenierung der Pilotfolge von David Fincher.

Das einzige, das mich nun also davon abhielt der Serie, die sich wohl stark am britischen Original anlehnt, anzusehen, war mein stetiges Desinteresse an Politik und politischen Vorgängen. Nicht nur das man sich vieles als unglaublich langweiliges, im schlimmsten Falle sogar zerfahrenes Gefüge vorstellt, es ist einfach ein Thema, dass sich nicht immer mittelbar als durchweg spannendes Serienmaterial entpuppt. Umso erstaunter war ich, wie schnell sich doch eine Sogwirkung entwickelte, die zwar langsam, aber bestimmt die Überhand nahm.

Ich war versucht House of Cards schon von vornherein für eine One Man Show Kevin Spaceys zu halten, und das ist es auch. Beinahe. Wären da nicht diese unglaublich cleveren Castentscheidungen, die dafür sorgen, dass sich der Fokus nicht nur auf ihn beschränkt. Denn wer mich noch ein Stück weit mehr fasziniert, ist die hier wirklich großartig aufspielende Robin Wright als Claire Underwood, die das gefühlskalte Miststück par excellence spielt. Da glaubt man für einen kurzen Moment tatsächlich einen kleinen Schimmer Menschlichkeit in ihren Handlungen zu erkennen, und im Moment eines Fingerschnipps entpuppt sich ebendiese als kühl durchkalkulierte, selbstsüchtige Geste. Da läuft es mir jedesmal kalt den Rücken runter. Selbst ihr Mann kann da einpacken. Welch kontrastreiche Ironie stellt dabei ihr Engagement in ihrer Wohltätigkeitsorganisation… Es sind Rollen, die den beiden wie auf den Leib geschneidert sind. Sie blühen richtig auf, man nimmt ihnen die Ekelpakete ab. Auch Spaceys Durchbrechen der sogenannten ‚vierten Wand‘, der direkte Blick in die Kamera, macht das in jeder Episode deutlich. Es ist der Biss und die Spielfreude, die Offenheit gegenüber uns, die nach uns, dem Zuschauer, greift und ihn immer weiter in das Geschehen zu ziehen vermag. Er lässt uns an seinen diabolischen, zerstörerischen Taten teilhaben. Etwas, das beunruhigend sein sollte, es aber nicht ist. Dafür ist das ganze zu faszinierend punktgenau kreiert.

„Mein Job ist, die Rohre durchzublasen, damit die Scheiße abfließt.“

Auf Stamper ist Verlass
Auf Stamper ist Verlass

House of Cards ist vielschichtig, dabei aber relativ simpel gehalten. Politische Aktionen werden durchsichtig gestaltet, wodurch es auch dem weniger politikbegeisterten Zuschauer leicht gemacht wird, dem Geschehen fortwährend zu folgen. Die Geschichten rund um die Figuren sind interessant gestaltet, niemand kommt zu kurz und der Ton ist wie erwartet bissig. Es ist ein bis in die kleinste Nebenrolle filigranes Gebilde, in denen Figuren aufgebaut oder zerstört werden. Oder beides. Keiner erscheint hier überflüssig. Sowohl der Gouverneurskandidat Russo (ein sich durchkoksender, mitleidserregender Corey Stoll), Underwoods Stabschef oder eher Handlanger Stamper (Michael Kelly) oder Linda Vasquez (Sakina Jaffrey), die Stabschefin des Präsidenten, sie alle erscheinen als unersetzliche Personen in Franks Machtbestrebungen. Vielleicht stehen sie nicht alle auf der gleichen Seite, doch egal welches Blatt Underwood auf der Hand hat, er vermag es effektiv zu nutzen. Dabei sind die Dialoge messerscharf und treffen immer ins Ziel.
Nicht bei jedem werden Motive sofort klar, es entstehen Zweifel. Und doch zieht jeder sein Ding durch. Die einzige Figur mit der ich jedoch meine Probleme habe, ist die Reporterin Zoe Barnes (Kate Mara). Entweder weil ich sie einfach nicht mag, oder ich sie noch nicht so ganz durchschauen kann, worauf sie denn nun wirklich abzielt. Hoffentlich wird das in Staffel 2 tiefergehend betrachtet….

Was ich an der 1. Staffel  zu bemängeln habe, läppert sich, je länger ich darüber nachdenke. Zum einen wirken viele Episoden im Mittelteil wie Filler. Auch wenn die Handlung nie stagniert, so zieht es sich, einige Handlungselemente wirken deplatziert und bringen die Geschichte nicht immer sofort voran. Glücklicherweise schwindet dieser Eindruck aber nach der jeweiligen Episode wieder, wenn der Sinn für diese und jene Entscheidung aufgedeckt wird, und man alles im Großen und Ganzen einordnen kann.

„Wir sitzen jetzt im selben Boot, Zoe. Bringen Sie es nicht zum Kentern. Ich kann nur einen von uns vorm Ertrinken retten.“

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Lässt sich nicht in die Karten blicken, Frank Underwood

Der größte, mich immer häufiger störende Kritikpunkt, ist die Unglaubwürdigkeit, die sich in Frank Underwoods Figur immer mehr offenbart. Bei all den wirklich sehenswerten, heuchlerischen Intrigen die er plant, und bei all den abgesägten Politikern, so muss ich mich doch wundern, dass er sich überhaupt so lange in seiner Position halten kann. Kollegen von ihm wurden schon für weit weniger aus ihren Ämtern vergrault, doch Frank erlaubt sich einige (sowohl geplante als auch ungeplante) Fehltritte, die oftmals ohne Konsequenz bleiben. Gefallen hin oder her, man kann ihm seine Gedanken doch schon von den Lippen ablesen. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass er einen Großteil seiner Kollegen durch irgendwelche Gefälligkeiten in der Hand hat. Richtig kombiniert ergeben sich daraus beinahe unendlich viele Möglichkeiten, um ans Ziel zu gelangen.
Da darf man auf alle Fälle gespannt sein, wie es mit ihm weitergehen wird.

Dadurch bleibt im Grunde der einzige Motivator bei der Serie am Ball zu bleiben, allein die Bereitschaft der Underwoods, alles nur erdenklich zu tun, um ihre Machtposition zu erhalten und den (politischen) Einfluss zu erweitern. Denn wenn Kevin Spacey und Robin Wright erstmal loslegen, dann kann sich niemand mehr sicher fühlen. Und für mich ist genau das, das antreibende Element der Serie.
Oder ist es doch die Frage, wann selbst Francis‘ Kartenhaus unter der immer größer werdenden Last einstürzen muss?

Das wirklich erschreckende an dieser ganzen Chose ist jedoch: Wie nah ist diese Fiktion tatsächlich an der Realität angelehnt?
Ich schätze solche Gedanken verdrängt man beim schauen der Serie besser wieder… denn nicht immer hat man hier das Gefühl Demokraten zu sehen. Wenn das Schulsystem mit Füßen getreten wird und Arbeiter ihre Jobs verlieren, nur damit Politiker dies als Basis ihrer eigensinnigen Politik nutzen können… dann heißt es:

„Zuletzt bei House of Cards“.

Staffel 1: 7,5/10 Punkte

house-of-cards-final-posterHouse of Cards Staffel 1
Jahr: 2013 US
Created by: Beau Willimon
Cast:
Kevin Spacey
Robin Wright
Kate Mara
Michael Kelly
Corey Stoll
Michael Gill
Nathan Darrow
Sakina Jaffrey
Kristen Connolly
Mahershala Ali

Trailer (engl.):

4 Kommentare zu „[Serie] House of Cards – Staffel 1 (2013 US)“

    1. Da kannst du dich wirklich auf was freuen, bullion! Nach anfänglicher Skepsis hat mich die Serie doch sehr schnell gepackt und ich bin schon heiß auf Staffel 2.

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