[Film] Im August in Osage County (2013 US)

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Heiliger Strohsack, im ländlichen Osage County geht es verdammt heiß her.
Was der Trailer noch als luftige, aber leicht verbitterte Familienkomödie mit einer Prise Drama verkauft, ist in Wahrheit eine richtig üble und vorallem verbal heftige Auseinandersetzung mit der Familie und dem ganzen Pipapo drumherum.

Dabei sollte es nur eine kleine Familienzusammenführung der Westons werden, da das Oberhaupt Beverly (Sam Shepard) verschwunden ist. Erst ruft die verzweifelte und tablettensüchtige Ehefrau Violet (Meryl Streep) ihre beiden Töchter zu sich, später folgt der Rest dem Ruf der Familie. Was also harmlos erscheint, enpuppt sich als galliges Freudenfest für Freunde des bitterbösen Humors.

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Home Sweet Home

Das mich der Trailer deshalb aufs Glatteis geführt hat, ist zu verschmerzen, auch wenn ich gerade in der ersten halben Stunde so meine Probleme mit der überaus giftigen Meryl Streep hatte. Sie war mir anfangs schlicht zu dominant und der Film wirkte womöglich auch etwas zu unterkühlt, was sich aber glücklicherweise legte, sobald die scheinheilige Fassade der Familie erstmal zu bröckeln begann.
Der Cast ansich ist ja bereits auf dem Papier unglaublich, aber zu welcher Leistung hier aufgelaufen wird, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. Aller-, wirklich allerspätestens wenn die Situation richtig eskaliert und Julia Roberts das Ruder an sich reißt und ihrer selbsüchtigen Mutter die Stirn bietet, zeigt sich wahre Schauspielkunst die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Das ist Perfektion pur. Jeder einzelne füllt seine Rolle nahtlos aus, fast jeder einzelne spielt jemanden, den man sofort in sein Herz schließen möchte (ganz besonders die ärmsten Julianne Nicholson und der schüchterne Benedict Cumberbatch).

Man liebt, man leidet, man hasst, man verzweifelt, man lebt:
Familie.

Aber wie sich hier gegenseitig angegangen wird, wie wirklich jeder nacheinander die Contenance verliert und die eigene Reizschwelle überschreitet, was dann am Ende in reinstem Hass mündet… da glaubt man an gar nichts mehr. Als Zuschauer bewahrt man sich ja stets die Hoffnung auf ein versöhnliches Ende. Das genau diese Person alles zusammenhält. Bis es zum nächsten Konflikt kommt… Und der kommt. Versprochen. Hier bleibt keine noch so unschuldige Seele verschont.

August: Osage County ist ein tiefgehendes und wahrlich boshaftes Stück von Drama, das hier und da Lockerheit reinbringt, ehe einem das Lachen sogleich wieder im Halse stecken bleibt, weil man sich erstmal der Ausmaße des Gesagten bewusst werden muss.

Für Freunde von Polanskis Der Gott des Gemetzels ist John Wells filmische Umsetzung des gleichnamigen, mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Theaterstücks Im August in Osage County von Tracey Letts (hier auch für das Drehbuch verantwortlich) definitiv eine Empfehlung wert!

Zu gerne hätte ich das auf der Theaterbühne gesehen.

8/10 Punkte

Im-August-in-Osage-County-DE-PosterIm August in Osage County [August: Osage County]
Jahr: 2013 US
Regie: John Wells | Drehbuch: Tracey Letts
Cast:
Meryl Streep
Julia Roberts
Ewan McGregor
Chris Cooper
Julianne Nichols
Benedict Cumberbatch
Margo Martindale
Sam Shepard
Dermot Mulroney
Juliette Lewis
Abigail Breslin

7 Kommentare zu „[Film] Im August in Osage County (2013 US)“

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