Russland 1943: Spanische Soldaten kämpfen gemeinsam mit den Deutschen an der Ostfront gegen die Russen. In die Defensive gedrängt und ständig auf der Suche nach dringend benötigter Nahrung findet eine spanische Kampfeinheit einen Toten am See. In seine Brust sind die Worte „Mira que te mira dios“ (zu deutsch: „Gott sieht alles“) eingeritzt. Soldat Arturo Andrade (Juan Diego Botto), vor dem Krieg als Polizist tätig, soll den Mord aus den eigenen Reihen aufklären. Ihm zur Seite steht Sargento Espinosa (Carmelo Gómez). Als wären die Umstände noch nicht bitter genug, finden sich zwei weitere Leichen. Auch ihnen wurden Gebetszeilen in die Brust geritzt.

Tödlicher Verrat oder auch Frozen Silence lebt von seiner ruhigen Grundstimmung. Der Krieg und seine Gräuel verkommen zur Randnotiz, nur hier und da stechen sie gezielt hervor, um den Zuschauer die Umstände der Handlung nicht vergessen zu lassen. Stattdessen ist dieser Serienkillerthrill lediglich in Uniformen verpackt, kann von der elenden Stimmung und der unterkühlten Optik aber dennoch einigermaßen überzeugen.
Obwohl sich die Ermittler und die Handlung relativ stringent in Richtung Auflösung der Mordfälle bewegen, verkommt der Film teils zum Krampf. Zu langgezogen, zu unspektakulär, zu minimalistisch, zu wenig fesselnd wird die Geschichte in seiner Laufzeit von gut 106 Minuten runtergebetet. Zumeist ohne peppige Einfälle und spürbare Höhepunkte zieht sich die Ermittlung, deren Auflösung zwar nicht gerade zu den Sternstunden des Thrillergenres gehört, aber kaum eine passendere Lösung parat gehabt hätte, um die Geschichte auf ehrliche Weise zum Abschluss bringen zu können. Die Spannung und die Bedrohung des „Serienkillers“ sind zudem nie greifbar, alles wirkt so weit weg, dass es einen schon gar nicht mehr tangiert. Dabei sollte das bei solch einem Film das A und O sein.

Zwar machen die Darsteller rund um Juan Diego Botto allesamt einen soliden Eindruck, dennoch wirken sie lediglich wie Holzschnitte, denen mit großer Müh und Not gelegentlich Konturen verpasst werden. Es fehlt einfach der Identifikationsfaktor, damit man sich selbst ins arschkalte Russland versetzt fühlt. Da vermag selbst die Wollmütze Arturos nicht sonderlich viel beizutragen.
Und zum Schluss der Geschichte darf der zynische Blick auf vorangegangenes Geschehen und der Figuren natürlich nicht fehlen. Hätte man sich genauso gut sparen können. Oder es war der letzte klägliche Versuch, den Zuschauer aufzurütteln…
Optisch ist der Film angenehm zu schauen und auch wenn sich Tödlicher Verrat zuweilen zieht, wird es doch nie so langweilig, als das man den Film frühzeitig beenden müsste. Auch wenn die Figuren lediglich schablonenhaft bleiben, halten sie einen gerade noch so bei der Stange. Frozen Silence ist also ein höchst ausbaufähiger Film, den man anschauen kann, wenn man gerade nichts anderes, besseres zur Hand hat.
5/10 Punkte
Tödlicher Verrat / Frozen Silence [Silencio en la nieve]
Jahr: 2011 ES/LT
Regie: Gerardo Herrero | Drehbuch: Nicolás Saad
Cast:
Juan Diego Botto
Alex Spijksma
Carmelo Gómez
Víctor Clavijo
Andrés Gertrúdix
Javier Mejía
Jorge de Juan
Adolfo Fernández