Manchmal tut es so richtig gut, über den eigens gesteckten filmischen Horizont zu blicken und in den Gegenden zu gucken, die man sonst eher meidet. Dank eines Tipps vom befreundeten Blog Mise en Cinéma hat dieses Familiendraödienpotpourri seine Chance bekommen. Und es gibt rein gar nichts zu bereuen.
Etwas obskur und eigenwillig ist Yoshida Daihachis Funuke Show Some Love, You Losers! ja schon. Allerdings nicht auf diese abgedroschene und nervtötende Art, sondern viel mehr dank dieser gesunden Spagatsprünge, die hier genretechnisch mit Bravour hingelegt werden.
Mit einer fast schon süffisanten Leichtigkeit lässt Yoshida nach der anfänglichen Tragödie, bei der die Eltern von Kyomi wegen der missglückten Rettung einer Katze von einem Kleinlaster zu Muß verarbeitet werden die restliche Familie kopfstehen, als plötzlich die divenhafte Sumika (Sato Eriko) vor der Tür der verstorbenen Eltern steht. Sie hat Schulden und kann sich ihre Schauspielausbildung in Tokyo nicht mehr leisten, weswegen sie auf dem Land, also irgendwo in der tiefsten Pampa, bei ihrer übrigen Familie Unterkunft sucht und noch dazu kackendreist um weiteres Geld bittet, dass sich der Bruder gerade so mit Schwerstarbeit verdient.
Und was sich daraus alles entwickelt, ist so dermaßen irrwitzig und komisch, dass man kaum glauben möchte, das hier noch eine gehörige Portion Tragik sowie Drama dazu gemischt wird. Natürlich wird so manches auf typisch japanische Weise überzogen dargestellt, aber trotzdem wirkt dieser Film dabei so unglaublich bodenständig und ehrlich. Man pendelt zwischen abstrusen Lacheinlagen und ungläubigen Entsetzen, wobei aber solch eine Frische aufkommt, dass das alles richtig Spaß macht, wie sie sich alle gegenseitig bekeifen und dabei keinerlei Rücksicht walten lassen. Wie sie versuchen Profit aus des anderen Misere zu schlagen und auf sämtliche Belange der anderen pfeifen. Einfach göttlich. Nicht minder großartig sind dabei die an den Tag gelegten Schauspielleistungen insbesondere von Sato Eriko und Satsukawa Aimi als ungleiche Schwestern. Grundgütiger, ich komme aus dem schmunzeln gar nicht mehr heraus, wenn ich an deren Clinchs denke. Hier wird sich mittles aktiver als auch auf passiver Methodik aneinander gerächt, dass die Balken brechen.
Grenzen? Gibt es hier nicht. Des einen Freud ist des anderen Leid und dabei wird so kreativ vorgegangen, dass bei all dem Drama immer etwas Amüsement mitschwingt.
Funuke Show Some Love, You Losers! erinnert mich in seiner Kompromisslosigkeit ganz entfernt an Im August in Osage County. Und das ist hier absolut als Kompliment zu verstehen. Gucken – sofort! Mangafans sowieso!
7,5/10 Punkte
Funuke Show Some Love, You Losers! [Funuke domo, kanashimi no ai wo misero]
Jahr: 2007 JP
Regie: Yoshida Daihachi | Drehbuch: (+) literar. Vorlage: Motoya Yukiko
Cast:
Sato Eriko, Satsukawa Aimi, Nagase Masatoshi, Nagasaku Hiromi, Yamamoto Hiroshi, Ueda Koichi, Nozoe Seiji, Yoshimoto Nahoko
Trailer (OmU engl.)
Bilder via asianwiki.com; amazon.co.uk [© Phantom Film/Third Window Films]
Mensch, sagt mir was vom Titel her, habe ich aber noch nicht gesehen. :) Kommt gleich mal auf die Liste.
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Klingt so köstlich japanisch-schräg, dass ich den auch mal auf die Watchlist setze :)
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„Japanisch-schräg“ trifft es genau, auch wenn er dabei nie die Bodenhaftung verliert. Gefäält dir garantiert! :)
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