[Film] Dark Places (2015 FR/US)

Geht man stur nach der Lektüre von Gillian Flynn, so ließe sich mit Fug und Recht behaupten, Dark Places gehöre zu den besseren Vertretern der Literaturadaptionen. Sämtliche Schlüsselmomente werden abgehakt und teils hatte ich tatsächlich das Gefühl, genau die Bilder vor Augen zu haben, die ich auch beim Lesen im Kopf hatte. Dahingehend ist er richtig stark gemacht. Allerdings kommt es auf sehr viel mehr an, als nur die richtigen Bilder zu liefern.

Als damals der Trailer rauskam, dachte ich mir nur: Das kann nicht deren Ernst sein, Charlize Theron in die Rolle der kleinen verkrüppelten und großmäuligen Libby Day schlüpfen zu lassen. Auch wenn Theron optisch nicht passt, so gibt sie dennoch ihr bestmögliches, um die äußerst eigensinnige Libby zu verkörpern. Hier wird mal ein Salzstreuer als Souvenir eingesteckt, dort ein „Fuck You“ vom Stapel gelassen… sie kommt der Buchfigur also ziemlich nahe. Allein das ist bemerkenswert, wohingegen ein Großteil des restlichen Casts erstaunlich blass bleibt und kaum Möglichkeit zur Entfaltung erhält. Nicholas Hoult spielt seine Rolle runter, Tye Sheridan als junger Ben hingegen ist im wahrsten Sinne ausdruckslos. Lichtblicke finden sich in Corey Stoll als erwachsener (geläuteter?) Ben Day, sowie Christina Hendricks als verzweifelte Mutter, die ihre Kinder im Alleingang irgendwie über die Runden bringen muss. Der Rest ist zu vernachlässigen, Chloë Grace Moretz bspw. hat ohnehin die undankbarste Aufgabe von allen und spielt genauso unsympathisch und anstrengend, wie es schon in der Buchvorlage der Fall war.
Überhaupt wird hier zwar alles wichtige abgehandelt und auch die unterschiedlichen Zeitebenen werden noch mittels Rückblenden in grobkörnigen Bildern oder einfach so als gewöhnliche Szenen in die Handlung eingeschustert, aber wirklich überzeugen kann das ganze nicht so recht. Die Kameraführung wirkt in den Flashbacks unnötig semiprofessionell und fast schon dokumentarisch, während sie in der gegenwärtigen Handlung die nötigen trostlosen Bilder spendet. Eine einwickelnde Atmosphäre erschafft Dark Places trotzdem nur selten, dafür wirkt das alles „zu gekonnt“, zu glattgebügelt. Noch dazu ist man die meiste Zeit über damit beschäftigt der Handlung zu folgen, bei der immer mal wieder Infohäppchen eingeworfen werden, aber gerade die ausdrucksstarken und tiefgreifenden Augenblicke des Buchs nicht weiter beleuchtet oder aufgearbeitet werden. So finden einige narrative Sprünge statt, über die Buchkenner noch hinwegsehen mögen, den Rest aber blindlings in Verwirrspielchen und falsche Fährten lockt und noch dazu fordert, sich gefälligst einen eigenen Reim auf das Geschehen zu machen. Das alles unter einen knapp zweistündigen Hut zu kriegen ist nicht leicht, aber mit einer feineren Struktur durchaus im Rahmen des Möglichen. Im Endeffekt ist es also mehr Style als Substance.

Alles in allem gibt sich Gilles Paquet-Brenner sichtlich Mühe, seiner Adaption von Dark Places einen tristen künstlerischen Stempel aufzudrücken, landet damit aber allemal im B-Bereich. Das liegt mitnichten an den begrenzten Mitteln, sondern am Drehbuch, dass sich zwar nach Möglichkeit um eine genaue Bebilderung der Lektüre bemüht, in seiner Erzählung jedoch schludert und nachlässig wird. Den unbequemen Fragen der Vorlage wird ohnehin fast gänzlich aus dem Weg gegangen.
Von Charlize Theron hingegen bin ich nach anfänglicher Skepsis positiv überrascht. Ihr steht diese mürrisch sture Rolle außerodentlich gut.

5,5/10 Punkte

Dark-Places---PosterDark Places
Jahr: 2015 FR/US
Regie & Drehbuch: Gilles Paquet-Brenner (liter. Vorlage: Gillian Flynn)
Cast:
Charlize Theron, Sterling Jerins, Nicholas Hoult, Christina Hendricks, Corey Stoll, Tye Sheridan, Andrea Roth, Chloë Grace Moretz, Sean Bridgers, J. LaRose, Shannon Kook

Bilder via imdb.com [© Doane Gregory]

22 Kommentare zu „[Film] Dark Places (2015 FR/US)“

      1. Den fand ich ja ziemlich schwach und vor allem plump! Da sie ja für Vorlage und Drehbuch verantwortlich gewesen ist hab ich jegliches weitere Interesse verloren..

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        1. Die beiden Filme lassen sich allerdings null miteinander vergleichen. Du magst doch unaufgeregte Filme? Dann solltest du hier mal einen Blick riskieren. Der ist vollkommen anders.

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  1. Wow, ich hätte Charlize Theron ja mal wieder gar nicht erkannt! :o
    Die Frau ist echt ein Chamäleon, so, wie sie in verschiedenste Rollen auch äußerlich schlüpft!

    Kannst du denn die Buchvorlage empfehlen? Ich kenn die nämlich mal wieder nicht. :oops:

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    1. Und sie spielt wieder fantastisch.
      Mit den Büchern ist so eine Sache: Ich mag sie nicht. Ich kam da einfach nicht rein und musste mich zwingen, es durchzuziehen. Gerade diese Geschichte hat mich ziemlich genervt, weil sie immer drei Schritte vor und sofort wieder zwei Schritte zurückzog. Da war meine Geduld ziemlich am Ende… wobei das Ende dann doch ganz gut gemacht war. Also jein. Ich habe ja bereits was dazu geschrieben, vllt. hilft dir das weiter. Direkt von abraten möchte ich nämlich nur ungern.

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        1. Kann ich nur empfehlen. Ansonsten fand ich CRY BABY von ihr wesentlich besser und GONE GIRL wird von den meisten ja in den Himmel gelobt. Da hilft wirklich nur ein reinlesen. ;)

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  2. Ich weiß nach wie vor nicht so recht, was ich von Flynn halten soll. „Gone Girl“ fand ich merkwürdig, wobei mir da der Film erstaunlicherweise besser gefallen hat als das Buch.

    Und zu Dark Places habe ich tatsächlich auch das Buch auf meinem Kindle, traue mich aber irgendwie nicht, es zu lesen.

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    1. Mhh. „Gone Girl“ ist das einzige Buch von ihr, das ich nicht gelesen habe. Die anderen beiden „Dark Places“ und „Cry Baby“ haben mir allerdings so überhaupt nicht zugesagt. Das war schon ein ziemlicher K(r)ampf, da durchzukommen. Allerdings fing es da schon mit dem gediegen ländlichen Setting an… Twisty sind die beiden Bücher sowieso, Spannung ist also vorhanden. Ansonsten besteht die einzige Ähnlichkeit darin, dass die Protagonistinnen teils ordentlich einen an der Klatsche haben. Wenn auch nicht so krass wie Amy Dunn. Aber anders eben.

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  3. Mensch, wo gibts den denn schon zu schauen? :D
    Der Trailer hat mich ziemlich neugierig gemacht. Charlize Theron sehe ich sehr gerne und Corey Stoll … der ist zur Zeit irgendwie überall, oder?? The Strain, Ant Man, das hier … .

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        1. Ja, ich mag den Saftladen eigentlich nicht. Aber manchmal…
          Stoll fand ich in „Ant-Man“ unglaublich ätzend. Also so wirklich grausig. Hat auch etwas an der Rolle un dem Drehbuch gelegen. In „Dark Places“ war er okay. Nichts überragendes, aber doch noch okay. Auf „The Strain“ bin ich mal gespannt, auch wenn meine Hoffnungen nicht allzu hoch angesiedelt sind…

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