[Film] Mission: Impossible – Rogue Nation (2015 US)

Mission: Impossible – Rogue Nation weiß ganz genau welche Knöpfe er drücken muss und auch, wie eine überraschend gute Fortsetzung nach dem unerwarteten Knaller Ghost Protocol auszusehen hat.

Es ist nicht das „größer – höher – weiter“ Prinzp, welches hier für den Spaß sorgt, sondern die eingespielte Teamchemie und das Rückbesinnen auf den Erstling der Reihe. Technisch wird es auch hier wieder und doch stört das nicht im geringsten. Die bodenständigen Gadgets sind reines Mittel zum Zweck und unterhalten dabei prächtig, ohne dass sie dabei der unmöglich möglichen Mission selbst ein Bein stellen. Denn auch hier liegt es hauptsächlich an einem durchtrainierten Tom Cruise, ob die Mission am Ende gelingt oder nicht. Technik hin oder her. Dabei hat der Topagent des IMF auch hier wieder ein Expertenteam im Rücken stehen, in welchem vor allem Simon Pegg als Technikass Benji Dunn voll punkten kann. Pegg, der spätestens seit dem vierten Teil eine unersetzliche Gagbombe des Franchise geworden ist, darf auch hier wieder für gepflegten Witz sorgen und weiß ganz genau, wann er sich wieder zurückziehen muss, um den Film nicht ins Alberne abdriften zu lassen. Er sorgt für die auflockernde Art, was die Reihe zwar kontinuierlich vom reinen Agententhrill wegführt, und doch hat man es hier mit einem reinrassigen Mission Impossible – Vertreter zu tun. Ob nun mittels einer ausgeklügelten Handlung in den Flechten der Geheimdienste, oder dank der unzähligen Reminiszenzen an die vorangegangenen Teile – sei es durch eine einzige Kameraeinstellung, einem Spaziergang am düsteren Themseufer oder dem modischen Schlüsselanhänger in Form einer Hasenpfote – hier wird zeitgleich alt und neu zelebriert, Erinnerungen neu erlebt und das Ganze in angenehmer Sommerblockbustermanier auf die Leinwand verfrachtet, dessen Bilder eine Sogwirkung entwickeln, die Lust auf deutlich mehr macht. Oder sind daran doch nur die perfekt inszenierten Verfolgungsjagden schuld, bei deren spektakulären Aufnahmen einem glatt die Luft wegbleibt und man sich am liebsten selbst auf’s Bike setzen möchte?

Regisseur Christopher McQuarrie ist ein Geschichtenerzähler und das merkt man trotz der vielen, teils ausufernden Actionszenen. Zwar startet er mit einem waghalsigen Flugzeugstunt in den Film, welcher dem Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes die Luft raubt und doch schafft er es gekonnt, die Spannung auch danach noch kontinuierlich oben zu halten. Obwohl man sehr wohl weiß, dass man gerade eben das größte schon gesehen hat, lockt die Geschichte, in dessen Zentrum IMF Topagent Ethan Hunt und die mysteriöse Ilsa Faust stehen. Statt als typisch klinisches Sexobjekt durch den Agentenfilm zu takeln, darf die junge Schwedin mit den stahlblauen Augen, Rebecca Ferguson, ein Paradekonterfeit Ethan Hunts spielen. Gelinkt und betrogen, sieht sie sich in den Wirren der Informationsbeschaffung und doch weiß man bis zuletzt nicht, ob man ihr trauen kann oder nicht. Der Reiz des Unbekannten, den McQuarrie hier mit Leichtigkeit ausspielt, lässt den nun schon 5. Ableger des Agentenfranchise stehen und fallen.  Und mit Ferguson haben sie eine großartige Spannungskomponente einbauen können, die den Zuschauer unruhig im Sitz herumrutschen lässt und dabei gekonnt mit dessen Erwartungshaltung spielt. Bitte mehr davon.

Überhaupt ist die Handlung rund um das „Syndikat“ erstaunlich geerdet; der Bösewicht will kein sich aufspielender Weltverbesserer sein, der die Welt in totales Chaos stürzen will. Stattdessen ist es Sean Harris vorzüglich subtile Art, die dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken jagt und ihm diesen unnahbaren Anstrich verleiht. Die Bedrohung wirkt real.
Etwas abgeschlagen hingegen sind Alec Baldwin, der hier weder viel zu tun hat, noch eine tragende Rolle zugetragen bekommt. Schade bei seinem Charisma. Ebenso schade ist die Verwendung Jeremy Renners. Zwar wird es für ihn noch einigermaßen spannend, allerdings dient seine Figur weitestgehend zur Streckung der Handlung, was sich gerade zum Schluss hin bemerkbar macht, wo Rogue Nation einfach nicht weiß, wann er denn nun enden soll. Das war im vorangegangenen Teil wesentlich eleganter gelöst, hier wird er leider zum Bürohengst degradiert. Hoffentlich ändert sich das im nächsten Abenteuer wieder, die Ideen werden zumindest schon gesammelt… Aber das ist im direkten Vergleich lediglich meckern auf hohem Niveau.

Mission: Impossible – Rogue Nation, der nun schon 5. Ableger der Reihe schafft es auch nach dem überraschend starken Vorgänger Ghost Protocol noch für mächtig Wirbel zu sorgen, ohne dabei in einem  Blockbusteroverkill zu enden. Stattdessen besinnt er sich auf die vorangegangenen Teile und verleiht ihnen einen modernen Sommeranstrich, dessen Bilder nicht nur wunderschön aussschauen, sondern auch mit einer fesselnden Story überzeugen können.
Tom Cruise kann es eben immer noch und weiß ganz genau, welche Zutaten es braucht, um ein dynamisches Actionspektakel der großen Klasse abzufackeln. Welch‘ ein Freudenfest, das danach schreit, sich die Vorgänger wieder zu Gemüte zu führen.

8/10 Punkte

Mission-Impossible-5-Rogue-Nation---PosterMission: Impossible – Rogue Nation
Jahr: 2015 US
Regie & Drehbuch: Christopher McQuarrie
Cast:
Tom Cruise, Jeremy Renner, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Ving Rhames, Sean Harris, Alec Baldwin, Simon McBurney, Zhang Jingchu, America Olivo, Jens Hultén, Tom Hollander

Bilder © 2015 Paramount Pictures

33 Kommentare zu „[Film] Mission: Impossible – Rogue Nation (2015 US)“

  1. Ich weiß nicht, der zweite Teil hat mich so dermaßen abgeschreckt, und Teil drei war – sofern ich mich richtig erinnere, so einen großen Eindruck hat der hinterlassen! – jetzt auch nicht so meins, Teil vier hab ich glaub noch nicht gesehen… Irgendwie fand ich jetzt doch nur den ersten film richtig gut. Der hier wird also irgendwann geschaut, wenn er im TV läuft, und vielleicht find ich ihn dann ja auch so gut wie du. :)

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    1. Den zweiten kannst du wirklich knicken, der dritte war bei mir im zweiten Versuch sehr viel besser. Der vierte macht sehr viel mehr Spaß und hob sich sehr von den vorherigen Teilen ab. Da war auch mehr Witz drin. War eine ziemliche Überraschung, wie gut er dann letztlich war. Der hier macht glatt da weiter, wo „Phantom Protokoll“ aufhörte.

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      1. Ja, aber hallo, der zweite ist echt mies! :o
        Hm, gut, dann sollte ich mal den dritten und vierten anschauen, vielleicht gefallen die mir besser. Zu doof, am Sonntag lief Teil drei bei den Franzosen, aber ich hatte keine Lust drauf. :mrgreen:

        Stellt sich halt die Frage, wie es weitergehen soll, denn dass es weitergeht, dürfte angesichts der Einspielergebnisse feststehen. Aber wie will man das noch steigern? Ich glaub, die Frage hat Miss Booleana auf ihrem Blog auch gestellt.

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        1. Ach, der dritte läuft gefühlt ständig im Fernsehen. Du wirst die Möglichkeit bestimmt bald wieder haben.
          An Teil 6 tüfteln sie schon. Ob man es unbedingt steigern muss, will ich gar nicht beurteilen. Könnte mir sehr gut mal wieder einen richtig straighten Thrill vorstellen. Aber die Reihe überrascht ja immer wieder.

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              1. Ach stimmt, das hab ich neulich auch gehört, dass Top Gun ne Fortsetzung bekommen soll! :o
                Aber ob sie noch mal so ein tolles Lied wie „Take my breath away“ schreiben werden, das bezweifle ich.

                Joa, MI spielt deutlich mehr ein, weil es auch den Blockbuster-Nerv trifft. Ach, einerseits find ich das doof, andererseits spielen sie damit ja Geld rein, mit dem sie dann andere Projekte finanzieren könn(t)en, die dafür anspruchsvoller sind.

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                1. Aber nur wenn echte Jets zum Einsatz kommen. Sonst hat Cruise keine Lust drauf.
                  Hachja, der Song… da würde heutzutage irgendeine platte Popnummer reingequetscht werden, nachdem sich das Loveinterest mit ihrem Hintern in Leder auf dem Mottorad wälzt… alles schon dagewesen…
                  Naja, es gibt ja diese und jene Blockbuster. Die, die unterhalten und die, die man besser niemandem zeigen sollte… Im Kern hast du aber recht.

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                    1. Aber das Fahrgestell ist ja das, worum es bei der Szene eigentlich geht, und darum, wie Megan Fox es verschönert. ;)

                      Aber die Trafo-Filme sind ja auch so ein rotes Tuch…

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                    2. … aber doch nicht mit diesem wunderbaren Lied im Hintergrund, dass so gar nicht zu den Bildern passt…
                      (Die ersten beiden Teile mag ich sogar…)

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                    3. Ja, das Lied passt natürlich so gar nicht. ;)

                      Der erste Film ging noch, zumal da auch noch der Wow-Faktor da war, die letzten Transformers, die ich gesehen hatte, das war die Beast Wars-Serie.
                      Teil 2 hab ich eigentlich nur deshalb im Kino gesehen, weil ich nicht glauben konnte – oder wollte – dass der wirklich so schlecht ist. Naja, also zumindest in meinen Augen war ers dann doch. :oops:

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                    4. Den dritten Film hab ich bisher noch nicht vollständig am Stück gesehen. Und das, obwohl sie den Sexbot rausgenommen und durch einen anderen ersetzt haben und der aufblasbare Decepticon ebenfalls rausflog! XD
                      Und den vierten schau ich mir gar nicht erst an, so. Schade, denn da wäre so viel mehr drin gewesen, alleine, wenn ich an den Film aus den80ern denke, puuh! Unicron, das wäre was gewesen! *seufz*

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                    5. Der dritte war grauenhaft, der vierte erstaunlich nett.
                      Aber gut, du bist mit der Serie vorbelastet, da drückt das natürlich ordentlich. ;)

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                    6. Haja, eben. Und ich hab sehr gute Kindheitserinnerungen daran, auch wenn sie wohl eher nicht so gut gealtert ist.
                      Aber der Kinofilm von damals war schon großes Kino, ich ärgere mich grün und blau, dass man den nicht gescheit bekommt. Zumal im Original Leonard Nimoy den Unicron gesprochen hat! :o

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  2. Scheint ja, als hätten wir alle gemeinsam im Kino gesessen – bei all den M:I-Reviews, die hier so gerade aufpoppen.

    Ich fand’s auch schade, dass sie Renner und Baldwin so ein bisschen außen vor gelassen haben. Aber immerhin binden sie Simon Pegg jetzt noch ein bisschen besser als Clown der IMF ein. Und wirklich gut gefallen hat mir auch die gute Frau Ferguson… das war mal wirklich was, was den Film aus der Reihe hervorstechen lässt.

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    1. Wer weiß?
      Ich fand ihn ja so schon etwas voll gepackt. Da wäre es für Baldwin und Renner eng geworden, wenn die noch mehr Screentime bekommen hätten. Bei letzterem haben sie ja gerade noch die Kurve bekommen. Für Pegg freut es mich natürlich sehr und nimmt man die Beschneidung der anderen eher in Kauf.
      Muss ja zugeben: Ich habe ständig darauf gewartet dass sich Ferguson zum Loveinterest wandelt. Zum Glück nicht! Stattdessen haut sie einen so um. Und das trotz der bisher noch mageren Filmographie! Respekt.

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