[Film] Air (2015 US)

Air. Wenn die Luft immer knapper wird und man ganz nebenbei für den Fortbestand der Menschheit verantwortlich ist…

Das Regiedebüt von Christian Cantamessa, der sich sonst lieber als Writer für Videospiele á a Red Dead Redemption verantwortlich zeigt, liefert mit seinem Endzeitfilm ein beklemmendes Szenario ab: Zwei Männer, die alle paar Monate aus ihrem Tiefschlaf erwachen, um innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens die Überlebenssysteme zu überprüfen, sehen sich aufgrund unvorhergesehener Ereignisse zum improvisieren gezwungen, ehe ihnen die Energie und damit auch die Luft wieder ausgeht.

Der Film bietet alles, was ein ansehnliches Kammerspiel nach der nuklearen Katastrophe benötigt: Ein beklemmendes Setting unter der Erde, ein nicht zu dominantes Schauspielduo, sondern stattdessen zwei ganz gewöhnliche Typen mit ihren (bereits aus anderen Rollen bekannten) Eigenheiten, und die für sich genommen spannende, wenn auch schon mehrmals gesehene Prämisse. Das alles gestaltet die ersten 45 Minuten zu einem bedrückenden und eingeengten Überlebenskampf, der mit seiner Pseudo-Echtzeitsinszenierung für spannende Situationen sorgt und dabei vollkommen in seiner Prämisse aufgeht. Denn wenn Bauer (Norman Reedus) und Cartwright (Djimon Hounsou) an ihrer Aufgabe scheitern, dann sterben nicht nur sie, sondern auch die fähigsten Menschen mit ihnen. Der kümmerliche Rest Homo Sapiens, schlafend tief unter der versuchten Erde. Davon zehrt Air mit gutem Recht und lässt seine beiden Darsteller nur mit Taschenlampen ausgerüstet durch dunkle Kellergewölbe schleichen.
Auch wenn es kein Horrorfilm ist, der mit Jumpscares aufwartet, so funktionieren diese Erkundungstouren planmäßig und bauen eine unheimliche Grundstimmung auf, die das Survivaldrama lange Zeit aufrechterhalten kann. Leider kippt nach geraumer Zeit neben dieser angespannten Atmosphäre auch die geheimnisumwobene Handlung. Statt konsequent dem anfänglichen Gedanken zu folgen die Beteiligten in Unwissenheit zu belassen, werden nach und nach Brotkrumen gestreut, welche sich leider als der Knackpunkt von Air erweisen. Auch wenn hier glücklicherweise darauf verzichtet wird, wirklich jede einzelne Frage offensichtlich zu erklären, werden doch zu viele Mysterien aufgedeckt, was dem ganzen die Spannung raubt und die Handlung in eine leider unspektakuläre Richtung schubst. Hier wäre weniger Erklärung dem ganzen klar zuträglicher gewesen. Doch so verkommt das atmosphärische Kammerspiel zu schnell zu einem unnötig aufgepumpten Spektakel, bei dem die Antworten allesamt auf dem Silbertablett serviert werden. Somit schrammt der Film völlig an seiner Grundintention vorbei.

Obwohl Air gekonnt mit den Genrekonventionen hantiert, hält es das Script leider nicht durch und endet mit langweiligen Stereotypen. Die (moralischen) Fragen, die dabei aufgeworfen werden, werden zwar kommentiert, aber auch das wird unzureichend und eintönig abgehandelt. Am Ende fällt das Kammerspiel mit dem Zwang, unbedingt optimistisch in die Zukunft blicken zu wollen. Und genau dadurch verrät sich der Film leider selbst und erstickt an seiner Nichtbereitschaft, Mut zeigen zu wollen.

4,5/10 Punkte

Air---Djimon-Hounsou---Norman-Reedus---PosterAir
Jahr: 2015 US
Laufzeit: 95 Minuten
Regie: Christian Cantamessa
Drehbuch: (+) Chris Pasetto
Musik: Edo Van Breemen
Kamera: Norm Li
Cast:
Djimon Hounsou, Norman Reedus, Sandrine Holt

Bilder via imdb.com [© 2015 Sony Pictures Home Entertainment]

11 Kommentare zu „[Film] Air (2015 US)“

  1. wenn auf dem DVD-Cover ein anderer Film/ eine andere Serie als erstes ins Auge springt ist das selten ein Qualitätsmerkmal :D
    die Idee dahinter klingt aber eigentlich recht gut
    es gibt nen ziemlich guten Kurzfilm mit einer ähnlichen Thematik, in dem nach einem Leck in einem Raumschiff die Sauerstoffreserven nicht mehr für alle drei Insassen ausreichen werden. Leider find ich den gerade nicht und weiß auch nicht mehr, wie er heißt..

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    1. Das sollte nach Möglichkeit nicht passieren! :D
      Wie gesagt, der macht vieles richtig, schlägt dann nur leider den fadesten Weg ein, den er hätte nehmen können.
      Schade dass dir der Titel entfallen ist, klingt sehr packend. Falls dir der Name noch einfallen sollte, sag doch bitte Bescheid. :)

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  2. Hm, die Prämisse macht schon Lust, muss ich sagen. Aber wenn das dann so stark kippt, schade eigentlich.
    Das mit dem hoffnungsvollen Ausblick ist doch aber mal wieder typisch. Wo bleiben die Enden, die einem richtig die Hoffnung rauben und völlig verstört zurücklassen, weil alles umsonst war? ^^‘
    Gerade bei Dystopien liegt sowas doch nahe.

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    1. Ja, das ist ziemlich doof. Und mit den Dystopien hast du acuh vollkommen recht. Mir fallen wenn dann auch nur zwei oder drei Filme ein, die wirklich konsequent das Ende nicht schönreden. Völlig unverständlich, wie man sich permanent selbst betrügen muss.

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  3. Da muss man auf die DVD auch dick und fett THE WALKING DEAD draufschreiben, damit vielleicht über noch jemand über den Film stolpert und ihn am Ende vielleicht nur wegen „Daryl“ kauft :D

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