Blogparade: Gegen den Strom – 10 unbekannte oder unbeliebte Lieblingsfilme

Es wird mal wieder Zeit für eine Blogparade, oder? Vor allem, um euch mit unbekannt(er)en Filmen zu bombardieren. Sehr schöner Einfall, Frau singende Lehrerin! Bis heute könnt ihr noch teilnehmen. Falls ihr also noch nicht mitgemacht habt, auf jetzt!

Und mit der wohl kürzesten Einleitung auf diesem Blog (kann das überhaupt sein?) starten wir auch schon. Mit einigen Asiafilmen, als Ausgleich ziehe ich aber auch ein paar westliche Produktionen in die Liste.

Protégé (R: Derek Yee, 2007 HK/SGP)
Protege poster 02Ernsthaft. Ich weiß nicht warum der Film immer dann eine enorme Wirkung auf mich hat, wenn ich ihn seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen habe. Wie in der damaligen Besprechung ging das Undercover-Drogendrama mit Daniel Wu als Anwärter auf den Chefposten eines Schmugglerrings bei der ersten Sichtung völlig vorbei. Dann, nach immer mehr Sichtungen, stiegen auch die vergebenen Punkte immer weiter an. Und ich bekomme allmählich das Gefühl, dass er wirklich noch zum Lieblingsfilm wird. An kaum einen anderen Film denke ich so oft, wie an diesen hier. Ein sehr feinfühliges Portrait über die innere Zerrissenheit eines Undercovercops.

Dracula Untold (R: Gary Shore, 2014 US/UK)
PosterJaaa. Genau der. Vermutlich fällt er eher in die Reihe unbeliebter Filme, aber mich hat er völlig aus den Socken gehauen. War ja nicht umsonst acht mal im Kino, um mir diese aufgemotzte Dracula-Verfilmung immer und immer wieder anzusehen. Oder war es doch eher wegen Luke Evans? Ach, keine Ahnung. Im Prinzip könnte ich verstehen warum der Film allgemein nur durchschnittlich wegkommt, aber hier hat es einfach Klick gemacht. Womöglich, weil es nicht so eine endlose Geschichte, sondern ein auf knapp 90 Minuten runtergekürztes Schlachtengemälde geworden ist.

The Man From Nowhere (R: Lee Jung-beom, 2010 KR)
the-man-from-nowhere-poster-lgDie Messlatte für koreanische Thriller wurde von Lee Jung-beom‘ The Man From Nowhere verdammt hochgelegt, als ich damals ganz unverfroren einen filmischen Blick nach Südkorea warf. Und auch Jahre später noch funktioniert diese Rachegeschichte mit einer feinfühligen Balance aus Emotionalität und dargestellter Gewalt, wie kaum ein anderer koreanischer Vertreter. Mittlerweile schon gar nicht mehr der Geheimtipp schlechthin, weil er sich in Insiderkreisen deutlicher Beliebtheit erfreut, hat dieser Film das Potential, sich eines Tages in meiner Lieblingsfilmriege einzufinden.

Beast Stalker (R: Dante Lam, 2008 HK)The-Beast-Stalker-poster-01
Das gleiche Prinzip wie bei The Man From Nowhere, nur nach Hongkonger Machart. Auch hier dreht sich die Geschichte wieder um einen jungen Mann, der aufgrund äußerer Umstände in die Verantwortung gezogen wird. Auch hier spielen Kinder eine gesonderte Rolle und machen es dem Protagonisten nicht gerade leicht, sich aus seiner Position herauszuziehen. Wieder wird es tragisch, doch der Knackpunkt in Dante Lam’s Beast Stalker liegt darin, wie er es schafft, sämtliche Handlungsstränge unter einen Hut zu bringen und am Ende alle Fäden zusammenlaufen zu lassen.

Invisible Target (R: Benny Chan, 2007 HK)
Invisible_Target_SBX481_InvisibleTarget_DVD_lgeWenn man es genau nimmt, dann war damals Jackie Chans New Police Story der Anstoß, sich genauer mit dem HK-Kino zu befassen. Es war nicht mehr eine dieser Blödelactionkomödien, mit denen man als Kind doch mehr Spaß hatte, als vielleicht heute. Es wurde „seriös“, ohne dass jedoch gänzlich auf Situationskomik verzichtet wurde. Genau so verhält es sich auch mit Benny Chans Invisible Target, ein weitestgehend handgemachtes Actionbrett, das sich nicht zu ernst nimmt aber trotzdem eine ernste Handlung verfolgt. Darstellerisch angenehm besetzt, machen hier die größtenteils handgemachten Effekte ungeheuren Spaß. Ein klassischer No-Brainer, mit dem Herz am rechten Fleck.

Auf Messers Schneide (R: Lee Tamahori, 1997 US)Auf-Messers-Schneide---Poster
Hier macht sich nicht nur Nostalgie breit, sondern auch eine ständige Sehnsucht nach unberührter Natur. Eigentlich liebe ich an diesem Film alles, ohne ihn jedoch wirklich als Lieblingsfilm zu betrachten. Ich mag ihn nur sehr gerne, weil er aufgrund der abgeklärten Schauspieler und der zeitlosen Story immer wieder zum Rewatch einlädt und man sich so für knappe zwei Stunden im verdammt kalten Kanada wiederfindet. Eskapismus, wie er fürs Fernsehen gemacht ist.

Das Geheimnis der Tempelritter/Das Vermächtnis des geheimen Buches (R: Jon Turteltaub; 2004/2007 US)
Dies ist kein Guilty Pleasure! Ich finde diese beiden Filme tatsächlich richtig gut. Gefühlsmäßig gibt es meiner Meinung nach zu wenige moderne Filme, die sich mit der Schatzjägerthematik oder der Abenteuerprämisse wie damals in den 80ern eben Indiana Jones und Co. beschäftigen. Also diese millionenschweren Filme wie The Da Vinci Code, Lara Croft oder eben diese beiden Filme. Davon gibt es meiner Ansicht nach viel zu wenig, die mit dem bewussten Augenzwinkern auftreten und so spektakulär überzogen  münden, dass es fast schon zu cheesy wird. Aber trotzdem zu unterhalten wissen. Schade dass diese eigentlich amüsante Schnitzeljagd mit Nic Cage selten wohlwollend aufgenommen wird. Ich für meinen Teil habe diese beiden Filme in mein Herz geschlossen.

Being Good (R: Mipo O, 2015 JP)
Being-Good---PosterAuf der Nippon Connection gesehen, hat mich dieses Missbrauchsdrama mit all seinen Facetten doch sehr mitgenommen. Es mündete in dieser ‚angenehmen Depression‘ wie ich es zu nennen pflege. Eine ähnliche Wirkung, wie sie bisher nur 21 Gramm zu erzeugen vermochte. Und genau darauf stehe ich. Being Good erzählt mittels dreier relativ unabhängiger Handlungsstränge unterschiedliche Formen des elterlichen Missbrauchs, Mobbings und dem Umgang mit geistig anders tickenden Menschen, was hier wunderbar mittels Kinderdarstellern dargestellt wird. Auch wenn das Thema eine emotionale Schwere impliziert und O diese auch sehr geschickt in Bilder zu fassen vermag, ohne sich daran selbst zu ergötzen,  gibt es immer wieder diese kleinen aufheiternden Augenblicke, die zum schmunzeln einladen. Ohne dabei gestellt zu wirken, findet Being Good diese ehrliche Balance zwischen Schwarz und Weiß, verzichtet auf einen wertenden Kommentar und bildet die meist doch traurige Realität geradewegs ab. Den möchte ich unbedingt nochmal sehen!

Punch (R: Lee Han, 2011 KR)
Punch-PosterDie besten Filme sind doch manchmal die, an die man völlig unbedarft herangeht. Wie in der oben verlinkten Besprechung bereits erwähnt, kam ich damals nur durch blanken Zufall auf diese kleine Perle des koreanischen Dramakinos, die gespickt mit süffisantem Humor zeigt, dass das Leben manchmal einfach doof sein kann und man sich trotzdem nicht unterkriegen lassen soll. Kim Yun-seok, der ohnehin diesen sympathischen Laissez-faire Stil pflegt, überzeugt hier als besorgter aber trotzdem äußerst eigenwilliger Lehrer, der seinen Schüler (Sang-ho Kim) wieder auf den rechten Weg bringen will. Hach, ich habe eine Schwäche für solche Feel Good-Movies!

WAR (R: Philip Atwell; 2007 US)
Schließen wir doch diese Blogparade mit einem meiner tatsächlichen Lieblingsfilme ab. Zumindest zähle ich ihn noch immer dazu, auch wenn seine Hochzeit, respektive meine jugendliche Begeisterung, durchaus in Frage gestellt werden kann. Aber egal, ich habe WAR schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, dennoch ändert es nichts an der Tatsache, dass ich diesen asiatisch-amerikanischen harten Thriller mal lange Zeit ziemlich geil fand. Noch, oder gerade weil zwei meiner persönlichen Actionikonen (Jet Li & Jason Statham) in den Hauptrollen stecken. Der Twist am Ende mag vielleicht für den geübten Zuschauer schon meilenweit gegen den Wind zu riechen sein, aber hey. Irgendwie war es cool, Jet Li mal in einer fiesen Rolle zu sehen, ohne dass er sich dabei allzu sehr vom ihm gewohnten Rollentypus abwendet. WAR ist ein rohes Actionbrett, dass in der Filmcommunity aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen ziemlich runtergebuttert wird. Ich weiß zwar nicht warum, erfreue mich aber trotzdem an diesem Thrill.

23 Kommentare zu „Blogparade: Gegen den Strom – 10 unbekannte oder unbeliebte Lieblingsfilme“

  1. Großartig. Einfach großartig. Was ich kenne ist genial (Außer den Cage-FIlmen, die aber immerhin nicht fürchterlich, sondern gerad enoch okay sind), das meiste andere tummelt sich schon auf diversen Kauf- und Watchlisten. Tolle Auswahl!

    Gefällt 1 Person

  2. Was die Vermächtnis-Filme angeht bin ich komplett deiner Meinung. Die sind gut, machen Spaß und es gibt viel zu wenig von sowas. Und vor allem sind sie tausend mal besser als der fürchterliche Indy 4.

    Gefällt 2 Personen

  3. Bei „Das Geheimnis der Tempelritter“ bin ich komplett auf deiner Seite. Den ersten mochte ich richtig gerne, den zweien fand ich nur noch okay, sollte ihn aber vielleicht auch noch einmal sehen. Auch ein schöner Abenteuerfilm ist „Sahara“ mit Matthew McConaughey.

    Gefällt 2 Personen

    1. Der zweite wird tatsächlich etwas sehr cheesy. Aber macht trotzdem noch Spaß (sackt in meiner Wertung aber auch ab).
      „Sahara“ kenne ich noch nicht, wandert gleich auf die Liste. Danke dafür.

      Gefällt 1 Person

  4. Jet Li mag ich ja – aber Jason Statham?!?! :-o For real? ;)

    Ansonsten – wie erwartet – mal wieder eine recht Asien-lastige Liste, die mir mal wieder vor Augen hält, dass ich mir da öfters mal Anregungen von dir holen sollte. Am meisten interessieren mich „Protégé“ und „Being Good“, auch wenn letzterer recht deprimierend klingt.

    Schön, dass du doch noch mitgemacht hast – ein schönes Geburtstagsgeschenk! :)

    Gefällt 1 Person

    1. Hihi, Statham war und ist der einzige Klopper, den ich im moderneren Actionkino richtig gerne sehe. Und ich habe mitterweile fast alles mit ihm gesehen. Der hat so ein rohes Charisma, auf dass ich immer reinfalle. ;)
      Mhh. Bin ich also so durchschaubar? :)
      Die beiden Filme werden dir gefallen, wobei ich „Protégé“ allein von der Bildsprache her noch einen Tacken düsterer finde, wie er die Thematik aufgreift. Aber da du Daniel Wu ja glaube ich eh gerne siehst, sollte das passen. FALLS du in den Genuss von „Being Good“ kommen solltest, dann versprich mir bitte, eine Review dazu zu verfassen. Der wird einige Knöpfe drücken, gerade auch bei Lehrern. Da wäre deine Perspektive sehr interessant. Letzterer ist übrigens sehr heiter in der Bildsprache und bietet auch einiges, was ins herzhafte fällt. Die Grundthematik ist allerdings das, was an den Nerven zehrt.
      Büdde büdde!

      Like

  5. Da kenn ich tatsächlich zwei davon, Auf Messers Schneide hab ich vor Urzeiten mal im französischen TV gesehen und fand ihn gut, und die Tempelritter-Sache, die sich alleine für Diane Krüger lohnt. *schmacht*
    Ich find die ganz unterhaltsam, sofern ich nicht anfange, zu sehr über die ganzen Ungereimtheiten zu grübeln. Dann wirds nämlich schnell schlecht. ^^‘
    Aber ja, ein paar mehr davon, das wäre gut. Ein Uncharted-Film! <3

    Like

    1. Du Schelm, warum wusste ich das bloß? :D
      Ach, über Ungereimtheiten nachzudenken macht solche Filme nur kaputt. Auf sowas muss man sich wenn dann einlassen können. Sonst sind sie bereits von vornherein zum scheitern verurteilt. ;)
      Ist doch schon länger im Gespräch und wird wohl auch kommen. Derzeit steckt er aber in der Produktionshölle fest. Kein Cast, kein nichts..

      Like

      1. Du kennst mich halt. :D
        Stimmt schon, da hast du recht. Und dann sind die Filme auch ganz gut. Ganz davon abgesehen, dass die ja auch rein zur Unterhaltung sind. :)
        Och, dann halt zur Not komplett CGI. Echte Schauspieler machen die Illusion kaputt, zumal Chloe und Elena perfekte Bodydouble haben, diese aber bereits etwas zu alt für Stunts sein werden. ^^‘

        Gefällt 1 Person

      1. Ja…. :oops:
        Und ihr Französisch klingt wunderbar! Hab ich einmal im französischen TV gehört, in einem Interview, und war hin und weg! <3

        Was, wieso willst du mich entsoulmaten? :o

        Like

        1. Ich mag sie irgendwie nicht und finde, dass sie nicht besonders gut schauspielern kann. Aber wenn sie natürlich den „Französisch-Bonus“ hat… ;)

          Naja, jetzt warte ich erstmal auf deine „Marry Me“-Liste, dann sehen wir weiter… ;)

          Like

    1. Joa, „Company Man“ war nett. Uferte mir dann am Ende jedoch zu sehr in Shooter-Manier aus. Fand ich dann wieder weniger cool. Gut war er bis dahin dennoch.

      Like

  6. Ich fühle mich gerade ganz klein, denn außer Dracula Untold (den ich nicht mochte :D) kannte ich keinen einzigen der Filme… aber jetzt wurde ja Abhilfe geschaffen. Interessant was es für Dramen gibt. Ich wusste nicht, dass es soviel koreanische Filme gibt, der Wahnsinn. Gibt es eigentlich auch gute Komödien?

    Gefällt 1 Person

    1. Ach musste nicht! Wobei… die meisten, wenn nicht sogar alle gibt es mittlerweile auch hier in DE zu erwerben… :D
      Ohja, bei den Koreanern hat sich seit den 2000ern sehr viel getan. Korean New Wave und so.
      Hmm. Im Komödiensektor bin ich jetzt nicht so zuhause. Allerdings wäre Punch/Wan-deuk-yi sehr zu empfehlen, da er gekonnt zwischen Drama und süffisanter Komödie pendelt. Der Lehrer kann nämlich ziemlich arschig sein. Herrliche Performance btw. ^^
      Ansosnten fallen mir spontan auch nur zwei weitere ein, aber die sind doch wieder sehr over the top geraten („Mr. und Mrs. Lee“ und/oder „Public Enemy“). Vor kurzem ist außerdem „Veteran“ rausgekommen, aber den habe ich noch nicht gesehen. Der könnte evt. überdurchschnittlich gut sein. Mal sehen.

      Gefällt 1 Person

Deine Meinung:

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..