[Film] Tanz der Teufel (1981 US)

Lange, wirklich lange war Sam Raimis Groteske Tanz der Teufel zumindest in deutschen Kreisen ein Sorgenkind. Immer auf dem Kieker der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, respektive Medien, folgten Indizierungen und Beschlagnahmen. 2016 dann – endlich – die Listenstreichung und sogar die FSK erbarmte sich, dem Totentanz das blaue FSK 16-Siegel zu verleihen. Vielleicht, oder gerade deshalb, sieht man sich bei diesem Film mit einem Kult konfrontiert: Eine enorme Fanbase, die den ersten Teil der Reihe frenetisch feiert. Doch was ist dran, an diesem absurden Spektakel?

Zunächst einmal die Story, die inzwischen ohnehin jedem Filminteressierten spätestens seit Joss Whedons The Cabin in the Woods geläufig sein dürfte:
Fünf Jugendliche fahren in den Wald und wollen ihren Urlaub in einer abgelegenen Hütte verbringen. Dort finden sie unter einer wenig einladenden Kellerluke eine handvoll interessanter Relikte und ein Tonband, dass sie besser nicht abgespielt hätten. Und schon nimmt das blutige Unheil seinen Lauf…

Wir befinden uns im Jahr 1981. Der moderne Horrorfilm läuft zu der Zeit auf Hochtouren und zahlreiche Ikonenslasher wurden bereits Ende der 70er Jahre etabliert. Nun kommt Sam Raimi daher und stürzt sämtliche Genrekonventionen mit seiner Vision um. Denn Tanz der Teufel ist anders. Es ist nicht der (vermeintlich) ernste Teenieslasher, der von einem populären Killer gestützt wird. Es ist nicht das Spiel mit den Urängsten,wie es beispielsweise Halloween vorführte. Stattdessen verbindet Raimi seinen Horror mit dem Absurden, dem Grotesken und erschafft völlig zurecht einen von den Massen gefeierten Flick, der sämtliche Konventionen so überzieht, dass er aus jeder Situation einen fiesen Lacher hervorzaubert. Und wenn es nur Ash (Bruce Campbell) ist, der zum dritten Mal mit seinem Arm in einem umgestürzten Regal hängen bleibt…

Es ist, als wüsste Raimi genau was er will. Und wie er es will. Der Beginn, die obligatorische Fahrt der Jugendlichen hinein in das abgelegene Waldstück, lässt das Foreshadowing bereits genüsslich brodeln, wenn die losgelöste Kamera wie wild geworden durch das Dickicht jagt und die Neuankömmlinge aus sicherer Distanz beobachtet. Alles was nur irgendwie unheilvoll wirken kann, wird genutzt, um früh das Bewusstsein für das Kommende zu schärfen. Für heutige Sehgewohnheiten ist das allerdings mehr als nur nostalgisch, denn kaum ein Tritt ins Fettnäpfchen wird dabei ausgelassen. Interessanterweise kommt jedoch schnell das Gefühl hoch, dass die Bedrohung aus dem Wald schon vor den titelgebenden Ereignissen immanent zugegen ist und die Gruppe somit schon vorab ihrem Schicksal erlegen scheint. Daher macht Tanz der Teufel auch erst dann richtig Spaß, wenn er endlich in die Vollen geht und die Toten tanzen lässt.

Es ist aberwitzig mitanzusehen, wie die lebendigen Toten entweder völlig durchdrehen oder irre kichernd auf dem Boden sitzen und dem armen Ash die Hölle heiß machen. Ob physisch oder psychisch, der Junge hat nichts zu lachen. Dafür der Zuschauer, der mit erstklassigen Effekten verwöhnt wird. Ob in splattermanier wegfliegende Köpfe oder Stop Motion-Verwesung, Blutfontänen oder selbstständig agierendes Geäst – den Schauwerten scheinen keine Grenzen gesetzt und der Horror entwickelt sich in eine lustig zynische Sause. Das sind die Momente, die den Film aus der Masse heben und ihm den Kult verleihen, den er verdient. Das großartige Makeup und die Bilder, die sich in den Kopf brennen – dafür ist das Kino gemacht.

Nichtsdestotrotz muss leider auch festgehalten werden, dass die Geschichte von Tanz der Teufel noch etwas mehr Tempo vertragen hätte. So amüsant das alles auch ist, so repetitiv sind leider die Aktionen, die auf Dauer ermüden. Dabei ist es egal, wie austauschbar die Darsteller mit Ausnahme von Bruce Campbell auch sein mögen (sowas gehört schließlich zum Genre dazu und wird in diesem Fall auch gar nicht bemängelt), es ist die Handlung des Films selbst, die zwar originell, aber auch zu häufig mit den immer selben Mitteln umgesetzt wird. Und da findet dann auch die Geduld schnell ein Ende.

5,5/10 Punkte

film-tanz-der-teufel-1981-us-posterTanz der Teufel [The Evil Dead]
Jahr: 1981 US
Laufzeit: 85 Minuten
Regie & Drehbuch: Sam Raimi
Kamera: Tim Philo
Musik: Joseph LoDuca
Cast:
Bruce Campbell, Ellen Sandweiss, Richard DeManincor, Betsy Baker, Theresa Tilly, Philip A. Gillis

PS: Für die Neuveröffentlichung geben sich die Damen und Herren von Nameless Media die Ehre, die bereits das schicke Mediabook zu Infernal Affairs auf den deutschen Markt gebracht haben.

Bilder [© Sony Pictures Home Entertainment]

5 Kommentare zu „[Film] Tanz der Teufel (1981 US)“

  1. Ich konnte damals eine der seltenen ungeschnittenen deutschen DVDs ergattern. Das war so um 2000 rum. Also auch schon ewig her. Den Film fand ich imposant, aber so richtig packen konnte er mich nicht. Da gefällt mir Teil 2 und 3 deutlich besser, die auch tatsächlich komisch gemeint sind.

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    1. Sehe ich anders. Ich mag Teil 1 eindeutig lieber als den Zweiten. Klar, den Humor lässt der noch vermissen, dafür sind die Effekte besser (obwohl man nur ein Budget von 3 Dollar hatte) und es wirkt alles noch frisch. Teil 2 ist ja quasi nur ein Remake mit etwas Humor, der aber bei mir nicht wirklich gezündet hat. Wirklich groovy wurde Ash dann erst in Teil 3.

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  2. Ich finde Teil 1 sitzt unbequem zwischen den Stühlen: Im Kern will er ernst genommen werden, setzt dann aber wieder alles daran, dass genau das nicht passiert. Und das lässt er einen in jedem Moment spüren. Die Effekte sind allerdings wirklich famos. Meine Lieblingsszene ist definitiv die am Grab mit der Schaufel…
    Hoffentlich lag es nur daran, dass ich viel zu müde für den Film war, aber nach dem ersten verspüre ich noch zu wenig Motivation, die anderen Teile hinterherzuschieben.

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  3. Ich habe mir vor ein paar Jahren auf dem Flohmarkt eine ungeschnittene Version von dem Film gekauft. Ich mag den sehr, auch wenn er nicht an Teil 2 und 3 rankommt. Der Film nimmt sich tatsächlich noch viel zu ernst, legt das ja dann aber zum Glück im zweiten Teil sehr schnell ab.

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