[Getestet] VRIZZMO VR-Headset

Der werte bullion von moviescape verloste vor geraumer Zeit ein Virtual Reality-Headset von VRIZZMO, das ich mit etwas Glück abstauben konnte. Daher nochmal vielen lieben Dank, ich habe verdammt viel Spaß mit dem Teil! Einen lesenswerten Testbericht hat bullion übrigens auch schon verfasst. Schaut doch mal bei ihm vorbei.

Nach dem Öffnen des Pakets lachte mich noch eine nette kleine Notiz an, sowie der Karton mit der VR-Brille und englischer Gebrauchsanleitung. Aber wer braucht die schon, learning by doing ist doch immer noch am spannendsten… Die Verpackung ist übrigens sehr schick und bietet für das Produkt ausreichend Schutz sowie Ersatzpolsterstücke für das Gesicht. Diese lassen sich übrigens simpel per Klettverschluss austauschen. Aber kommen wir zum spannenden Teil:

Die VR-Brille

Diese besteht zu 80% aus Plastik und ist relativ schwer. Die Polsterstücke sind schmal und erfüllen ihren Zweck. Es drückt nichts und garantiert zumindest an dieser Stelle einen angenehmen Tragekomfort. Mittels eines zweiteiligen Gurtsystems, welches an zwei Stellen justierbar ist, lässt sich die Größe anpassen, auch hier lässt es sich auf ein möglichst bequemes Niveau einstellen. Es drückt und zwickt nichts, allerdings muss man mit etwas Feingefühl an die Sache rangehen. Denn mit ihren 407g Nettogewicht (ohne Smartphone) ist sie vergleichsweise schwer und hat dadurch die unangenehm Eigenschaft, nach unten zu ziehen. Das wird mit der Zeit ermüdend, jedoch nicht so drastisch, wie es sich im „VR-Modus“ verhält. Aber dazu später mehr.

Die Verarbeitung ist in Ordnung, nach einigen Teststunden ist noch nichts kaputt, selbst die Smartphonehalterung hält noch. Allerdings bin ich gespannt, wie lange die Polsterung an der Halterung noch klebt, da sie bei jedem einschieben des Smartphones einen ordentlichen Zug nach unten überstehen muss. Und das ist auch mit das größte Manko an der VR-Brille: Das System der Smartphonehalterung. Ich hätte mir gerne eine weniger stressige Alternative dazu gewünscht, denn der größte Kampf mit dem Gerät besteht darin, das Smartphone in die gewünschte Position zu bringen. So muss man erst einen größeren Druck auf das Smartphone ausüben, um die Hartplastiklasche nach hinten zu drücken, ehe man dann von ihr aus die Halterung nach hinten schieben kann, um dem Smartphone etwas Spielraum einzuräumen. Geschützt wird dieses von vorne von zwei Hartgummistreifen sowie einem Stück Schaumstoff an der Halterung selbst. Ein bisschen Angst vor Kratzern habe ich ständig beim herausnehmen des Geräts, denn dieses lässt man nach der VR-Session einfach „herausfallen“. Hier besteht also noch gehörig Verbesserungspotenzial.
Das Linsensystem besteht aus zwei übereinanderliegenden Linsen, die beide solide befestigt sind. Auch hier bin ich nicht so ganz glücklich, denn zum einen wäre eine Möglichkeit der Justierung schön. Brillenträger haben bei diesem Gerät das Nachsehen, mit meiner leichten Weitsichtigkeit habe ich zwar noch kein Problem, aber das kann sich zackig ändern. Zum anderen erschweren die befestigten Linsen das Reinigen ebenjener, denn viel Spielraum gibt es hier nicht. Und es gibt nichts was mehr nervt, als etwas Staub auf der Linse. Dann geht nämlich wieder das rein- und rausfrickeln los und der Versuch der Reinigung. Aber gut, vielleicht werden diese Punkte in Zukunft noch ausgebessert.
Die Steuerung funktioniert mittels zweier Knöpfe, die sich auf der Oberseite des Headsets befinden. Je nach App und Größe des Smartphones lassen sich diese einwandfrei bedienen. Mit meinem HTC Sensation (4,3″ Bildschirmdiagonale) habe ich allerdings hin und wieder Probleme, mein Gerät so auszurichten, dass die Knöpfe greifen, bzw. treffen. Ein paar Millimeter zu weit links oder rechts und schon reagiert gar nichts mehr. Auch das kann die Geduld ganz schön strapazieren oder gar für Frust sorgen. Aber wenn es klappt, dann klappt es.
Das Plastikskelett bietet einigermaßen Abdeckung und sorgt für ausreichend Dunkelheit während des VR-Erlebnisses.
Gut, das wäre die Hardware, kommen wir zur

Software:

Leider funktionieren nicht alle VR-Apps mit meinem älteren Smartphone, bzw. sie sind nicht kompatibel. So konnte ich so manch interessante App leider noch nicht antesten. Auch empfiehlt sich das benutzen eines neueren Modells, denn hin und wieder könnte der Bildschirm etwas träge sein und zieht nicht ganz so schnell nach. Das geht ordentlich auf die Sinne, das kann ich euch sagen.
Aber ein paar Apps konnte ich immerhin antesten und es waren einige Perlen dabei: So hat es mir die Beta von Swivel Gun besonders angetan, bei dem man in einer Wasserrutsche unterwegs ist und während der Fahrt Fässer abschießen muss. Das macht tierischen Spaß und wird im Stehen zu einer richtigen Herausforderung! Auch diverse Rollercoaster Apps machen Laune, allerdings ruckeln manche noch (zumindest auf meinem System) und gehen daher leider nicht so flüssig von der Linse. Aber es ist schon cool, sich während der Fahrt umzusehen. Und hin und wieder, sofern man bei einem Looping eine bestimmte Kopfhaltung einnimmt, kommt durchaus das Gefühl auf, man fahre den Looping in echt. Dieses leicht schwerelose Gefühl ist definitiv vorhanden, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, wie in echt. Aber das variiert tatsächlich von Person zu Person.
Nicht für jeden Tag, aber doch einen kurzen Blick wert ist die App VR Space Mission: Moon Explorer. Das Prinzip ist einfach: Wir befinden uns auf dem Mond und sehen uns um. Wir können nicht laufen, lediglich um 360° rundumblicken. Klar, man schmeißt die App einmal kurz an, guckt sich um und das wars. Aber das Gefühl, die Erde aus dieser Position zu sehen, der Sonnenaufgang und die Sternschnuppen… irgendwas hat es, dass man mal gesehen, oder gar erlebt haben muss. Man fühlt sich gleich ein wenig wie Col. Chris Hadfield. ;)
Übrigens gibt es auch Apps, die einem Vorgaukeln wollen, man sitze im Kino. Man lädt sich also ein Video auf das Smartphone, verweist in der App auf den Pfad und schaut sich dann den Film in VR an. Also der Film ist zwar fixiert, aber mit dem Drehen des Kopfes kann man sich „im Saal“ umsehen. Klingt spannend, ist es aber zumindest mit meinem Display nicht. Denn durch die akute Vergrößerung werden auch die Pixel des Displays immer größer, was zu einem extremen Zoomerlebnis führt und schlichtweg nicht schaubar ist. Wie es mit anderer Hardware aussieht vermag ich nicht zu sagen, aber diese Apps fielen bei mir gnadenlos durch. Es geht eben nichts über einen richtigen Kinobesuch…
Ansonsten gibt es wie gesagt zahlreiche Apps: Zum gucken, zum bewegen (wenn noch ein zusätzlicher Controller vorhanden ist), zum erleben. Der Shooter Invasion VR 3D spielt zum Beispiel mit dem kompletten 360° Gefühl und setzt uns der Bedrohung gefräßiger Viecher aus. Es ist etwas heftig, da es wirklich die komplette Pirouette erfordert um nicht gleich draufzugehen und sich sämtlichen Ungeheuern zu entledigen. Und da sind wir auch schon beim letzten Faktor des VR-Erlebnisses:

Die Wahrnehmung

Je nach App und Spielprinzip lässt sich das VRIZZMO VR-Headset für fünf bis zehn Minuten tragen. Danach setzt zumindest bei mir ein starkes Unwohlsein ein. Von Schwindel bis hin zu leichten Kopfschmerzen. Auf nüchternem Magen wird es wirklich hart, sodass sich lediglich kurze Sessions in der Virtual Reality einlegen lassen. Und ich bin eigentlich keine, die unter Motionsickness zu leiden hat. Dabei ist es wie gesagt von Applikation zu Applikation unterschiedlich. Während ich beispielsweise bei Swivel Gun ruhig zwei bis drei Runden drehen kann, setzt mir die Erdrotation in VR Space Mission: Moon Explorer schon nach kürzester Zeit erheblich zu. Es fühlt sich in etwa so an, als würde man im Auto ein Buch lesen und man sieht den Hintergrund ständig vorbeirasen. Am Ende ist man dann doch ganz froh, die Brille absetzen zu können und sich nach geraumer Umgewöhnungszeit nicht mehr länger in der VR zu befinden. Es wird auf Dauer anstrengend und man gewöhnt sich auch nur schwer daran. Für eine kurze Sause erträgt man das jedoch. Irgendwie.

Fazit

Das VRIZZMO VR-Headset macht in kurzen Sessions unglaublich viel Spaß. Zwar ist es kein Oculus Rift und die Smartphonetechnik steckt noch gehörig in den Kinderschuhen, doch zum antesten ist es ganz nett. Die aufgerufenen 59,99€ würde ich jedoch nicht investieren, da einfach noch zu viel Verbesserungsbedarf besteht. Um ein Gefühl für die Technik und das VR-Erlebnis zu bekommen, würde ich wohl eher zur derzeit günstigsten Variante auf dem Markt greifen: Dem Google Cardboard, über welches bullion ebenfalls schon berichtete und sich dabei offenbar als spannende Alternative erwiesen hat. Außerdem gibt es einen Haufen Apps, die genau darauf zugeschnitten sind. Sodele, ich gehe mal schnell wieder ein paar Fässer umnieten- und das Ganze, ohne dabei nass zu werden. ;)

15 Kommentare zu „[Getestet] VRIZZMO VR-Headset“

  1. Wow, ein klasse Bericht! Ist ja noch viel ausführlicher als meiner und mit ein paar tollen App-Tipps versehen. Da werde ich in die eine oder andere bestimmt noch reinschauen. Deine Kritikpunkte kann ich übrigens nachvollziehen, wenngleich viel wohl tatsächlich auch an deinem Smartphone liegen wird, das exakt nur die halbe Auflösung (960×540) hat wie meines (1920×1080). Ich glaube das macht noch einmal viel aus, zumal selbst meine Auflösung noch nicht perfekt ist. Da werden wir bestimmt in Zukunft noch viel erleben. Für mich ist es inzwischen übrigens auch „nur“ ein nettes Gimmick, dass ich alle paar Tage, manchmal auch Wochen heraushole um ca. 10 Minuten in VR abzutauchen – dann beeindruckt es mich doch aber immer wieder. Insofern: viel Spaß noch damit! :)

    Gefällt 1 Person

    1. Dann schau doch mal auf ebay und Co. nach dem Google Cardboard. Gibt es für ~10€ und funktioniert nach dem selben Prinzip. Nur dass es aus Karton besteht und auf einen zweiten Linsensatz verzichtet. ;)
      Danke, ich schau gleich mal vorbei! :)

      Gefällt 1 Person

  2. Hm, interessant. Auch wenn ich jetzt bei diesem speziellen Gerät eher an den „Virtual Boy“ von Nintendo denken muss. :mrgreen:
    Bei dem gab des damals ähnliche Probleme mit moiton sickness und co.
    Aber schon spannend, wie weit wir gekommen sind, dass ein Mobiltelefon für 3d-Vergnügen herhalten kann. Für Games jedoch ein dezidiert dafür vorgesehenes Gerät, stell dir mal vor, MGS mit so einer Brille zu spielen! :D

    Gefällt 1 Person

    1. Ich kenne das Prinzip dahinter nicht, aber meine Güte: Bei dem Teil muss einem nach kurzer Zeit ja der Kopf abfallen! Das mit der Motionsickness mag bestimmt auch an der damals geringen Auflösung gelegen haben, aber es ist spannend zu sehen, wie sich das alles weiterentwickelt hat.
      Mit Oculus Rift ist es ja schon möglich, Team Fortress 2 zu zocken! Meiner Meinung nach wäre es ein ziemlich geniales Erlebnis, nur leider hält man das noch nicht so lange aus. Aber ich weiß ja nicht wie es sich verhält, wenn man ein eingeschränkteres VR-Sichtfeld hat, was sich mit der Controllerbewegung erweitert. Dadurch dass es etwas „starrer“ wird, könnte es weniger auf die Sinne drücken, als es bei einem kompletten 360° Schwenk der Fall wäre. Und MGS. Oh Gott, das wäre ein Fangirl/Fanboyevent allererster Güte!

      Gefällt 1 Person

      1. Haha, ja, der Virtual Boy war zu früh für seine Zeit, rote Farbe en masse aufm Display, schwer, wenig gute Spiele…
        Ich denke, dass wir VR einfach nicht gewohnt sind. Wenn die Kinder mal damit aufwachsen und die Technologie weiter fortschreitet, wird das sicher kein Problem mehr sein. Und ja, steuern bzw. anpassen müsste man es schon können, das kommt vielleicht noch mal.

        Hahaha, ich stelle mir VR bei manchen anderen Games auch ziemlich „interessant“ vor. Würde sicher nicht lange dauern, bis es First Person Dead or Alive gäbe. XD

        Gefällt 1 Person

        1. Wie ein Ferrari auf dem Kopf, hm? *lach*
          Klar, es bedarf noch einiges an Feintuning, aber so schnell wird das noch nicht gehen. Und ich bin auf die Problemlösung gespannt, wie man dieses Unwohlsein unterbinden kann, da man ja richtig abgeschottet ist. Vielleicht, wenn man vor sich noch die Hände sieht und dem Kopf vorgaukelt, man existiere innerhalb der VR tatsächlich. Aber keine Ahnung. ^^
          Ohja, habe gerade erst wieder über ein Spiel gelesen, das exklusiv für VR erscheinen wird: http://www.gamespilot.de/news/seht-vr-tentakelmonster-im-edge-of-nowhere-trailer-151450?utm_source=facebook&utm_medium=post-gamespilot&utm_campaign=seht-vr-tentakelmonster-im-edge-of-nowhere-trailer

          Gefällt 1 Person

          1. Ja, wird noch etwas dauern, aber ich geh davon aus, dass ich bis zur Rente noch in den Genuss kommen werde. XD

            Trailer schau ich morgen an, aber Tentakelmonster in der Arktis? :P

            Like

Deine Meinung:

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..