[Film] Die Bestimmung – Divergent (2014 US)

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Und die nächste sich im Anmarsch befindliche Jungendbuchverfilmung kommt unausweichlich auf uns zu und schleppt sich nun im Schlepptau von Panem zu den Verkaufsregalen. Das schon nach dem Trailer nicht von der Hand zu weisende Parallelen zu Die Tribute von Panem zu finden sind, mag dem ein oder anderen sicherlich aufstoßen. Zur Beruhigung sei gesagt: Ja, diese Parallelen sind an mancher Stelle überdeutlich, vermiesen einem aber nicht zwingend den Filmgenuss, als das man immer und immer wieder an die Tribute erinnert wird. Divergent, basierend auf den Romanen von Veronica Roth, geht glücklicherweise in eine andere Richtung, die von der Grundidee auch gar nicht mal so schlecht ist:

Die Gesellschaft des dystopischen Chicagos ist im Film in 5 Fraktionen eingeteilt: Die Altruan (die Selbstlosen), die Ferox (die Furchtlosen), die Ken (die Gelehrten), die Candor (die Freimütigen) und die Amite (die Freundlichen und Friedfertigen). Im Alter von 16 1-1Jahren müssen die Bewohner der eingezäunten Stadt einen Bestimmungstest ablegen, der sie je nach Charakterwesen für eine der Fraktionen vorschlägt. Jedoch haben sie die Möglichkeit sich entgegen des Testergebnisses für eine der anderen Fraktionen zu entscheiden. Hat man sich einmal entschieden, gibt es kein Zurück und man muss sich der gewählten Fraktion bis zum Ende seines Lebens fügen und sich den dortigen Aufgaben stellen.
Und dann gibt es alle paar Schaltjahre jemanden, der „Unbestimmt“ ist und entgegen der gängigen Vorstellungen mehrere gegensätzliche Fähigkeiten vereint und somit nicht eindeutig einer Fraktion zugeordnet werden kann. Was das heißt kann sich ja jeder selbst ausmalen.

1Wie gesagt, schlecht ist die Idee nicht und die Bücher sind auch sicherlich ganz gut. Aber der Film ist es leider nicht. Das mag jetzt zum einen daran liegen dass man sich (unabsichtlich) von vornherein auf die früher erschienenen Panem-Verfilmungen eingeschossen hat und Divergent deshalb nur als billigen Abklatsch dessen sieht. Oder deshalb, weil es hier so holprig zugeht, dass es manchmal wirklich schade um das vergeudete Potenzial ist.
Aber kommen wir schnell zum Positiven: Shailene Woodley als Tris hat eine wundervolle Ausstrahlung. Punkt. Sie sieht gut aus und kann ansehnlich schauspielern. Die Rolle nimmt man ihr gut ab, auch wenn sie nicht allzu viel Unterstützung von ihren Schauspielkollegen erhält, die zum Teil einfach nicht genug Charisma besitzen, um merklich länger im Gedächtnis zu bleiben und somit als sympathisch zu gelten. Maggie Q ist auch ganz toll und Kate Winslet wird wohl erst im nächsten Teil das richtig fiese Miststück raushängen lassen, aber auch so geht sie noch in Ordnung. Das männliche Pendant zu Woodley, Theo James als ‚Four‘, wirkt ebenfalls ganz sympathisch, bleibt aber weit unter seinen Möglichkeiten. Warum? Kommt gleich.
4Der Film hat trotz seines Dystopiegedankens eine erstaunlich helle Aufmachung. Es sieht nicht schlecht aus und für alle die mit dem knallig bunten Panemtouch nichts anfangen konnten, werden hier angenehm überrascht sein. Außerdem schien Kameramann Alwin Küchler einen Augenfetisch zu haben, denn mittlerweile dürfte man einen auf Shailene Woodleys Netzhaut justierten Retinascanner problemlos passieren können. Und von jedem anderen auch… Aber zugegeben, man kann sich ganz schnell in diesen wunderschönen Augen verlieren, wenn ich das mal so sagen darf.
Eine weitere, ziemlich gelungene Angelegenheit ist der Soundtrack. Als im Vorspann schon JunkieXL zu lesen war, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer, denn schon bei 300: Rise of an Empire hat er mich mit seinem epischen Soundtrack um den Finger wickeln können. Auch hier liefert er eine gelungene Arbeit ab. So geht es von einer fetzigen Dubstepeinlage über zu einem angenehm unterschwelligen Score zu zig Abwandlungen von Woodkids „Run Boy run“, die zum Schluss leider eine zuviel war. Aber ansonsten war es ganz gut.
Was am Film weniger gelungen ist, Winsletsind leider die elementaren Dinge, an denen der Film gnadenlos scheitert. Das Drehbuch stolpert mehr oder minder von einem Ereignis zum anderen, gut zweidrittel der Dialoge sind so ungemein hölzern und steif und wie schon gesagt, ein Großteil der Akteure bringt nicht das nötige Charisma für ihre Rollen auf die Waage. Auch wenn man sich bei so einem Film verständlicherweise auf die Protagonistin fokussieren will, so ist das einfach nicht alles, um einen Streifen ansehnlich zu machen. Die Dialoge fühlen sich hohl an und erinnern mehr an stumpfe Oneliner, als an eine tiefsinnige Form der Kommunikation. Dazu triefen gerade die wenigen emotionalen Momente zutiefst vor Kitsch und lassen einen ungewöhnlich kalt. Da ging des Öfteren mal ein Raunen und Seufzen durch den Raum und wenn es ganz schlimm wurde musste der gesamte Saal unweigerlich lachen. Da hilft auch Theo James nichts, der wenigstens so etwas ähnliches wie Ausstrahlung besitzt, aber gerade er so eindimensional wie für die Rolle nur irgendwie möglich bleiben muss. Ich sag’s euch, das liegt nicht unmittelbar an ihm, denn mit einem besseren Drehbuch hätte man so viel retten können. Aber nein, es hat nicht sollen sein und der Ärmste muss das irgendwie gerade biegen. Was leider nur so halb funktioniert.
Eine Witzfigur ist übrigens wiedermal Jai Courtney (Stirb Langsam 5). Wer ihn zur Schauspielerei gebracht hat gehört auf immer und ewig auf eine einsame Insel verbannt! 5Auch wenn er die Rolle des Arschlochs Eric innehat, so kommt er über die Funktion eines elektrischen Autoschlüssels nicht hinaus. Wer ihn wie ich schon in Stirb Langsam 5: Ein guter Tag zum Sterben unerträglich fand, der wird auch hier nicht glücklich werden. Versprochen. Auf Ansel Elgort, der gemeinsam mit Woodley in Das Schicksal ist ein mieser Verräter zu sehen war, wird man sich wohl erst im zweiten Teil richtig freuen dürfen, denn hier hat er noch nicht sonderlich viel zu tun.

Die 139 Minuten Laufzeit fühlen sich größtenteils zu lang und mindestens genauso leer wie der ganze Film an sich an. Zwar wird gleich am Anfang ein gutes Tempo vorgelegt (der Trailer verrät da gar nicht mal so viel), aber mit zunehmender Laufzeit legt sich der Film selbst die Kette ans Bein. Den Actionsequenzen fehlt es an Dampf und im Schleichgang wird geschätzt dreimal dieselbe Situation mit kleinen Abwandlungen durchgekaut, ehe der Schluss dann an Vorhersehbarkeit unübertroffen bleibt. Natürlich nicht ohne an einer gewissen Stelle, rein obligatorisch natürlich, auf die Tränendrüse zu drücken.

6Traurig, denn diesen Spruch kann man auf so vieles vom Film übertragen. Leider entpuppt sich dieser Funken lediglich als abgebranntes Stück Papier, was zum Wohle der Allgemeinheit doch bloß das Drehbuch hätte sein sollen… Denn das bleibt viel zu oberflächlich, hinsichtlich der Thematik und des Grundgedankens undurchdacht und vor allem ungerecht werdend, was aufgrund einer Buchvorlage schlicht unverständlich ist. So platt kann ein Buch gar nicht sein, wie der Film rüberkommt, zumal mir immer gesagt wird, dass die Bücher ziemlich gut sein sollen. Nochmal überarbeitet hätte es bestimmt funktionieren können, so wie hier rangegangen wurde aber definitiv nicht. Es wirkt wie auf die schnelle in Blockbustergewand hingerotzt und man wird das Gefühl nicht los, dass zumindest die Schuldigen für’s Drehbuch nur auf das schnelle Geld aus gewesen zu sein scheinen.

Ob mich Shailene Woodley und eine noch fiesere Kate Winslet allein für die kommende Fortsetzung Insurgent ins Kino locken können? Ich weiß es nicht… eher nicht. Außer… andere Drehbuchschreiber… dann… vielleicht.

4,5/10 Punkte

posterDie Bestimmung – Divergent [Divergent]
Jahr: 2014 US
Regie: Neil Burger | Drehbuch: Evan Daugherty, Vanessa Taylor
Cast:
Shailene Woodley
Theo James
Kate Winslet
Maggie Q
Ansel Elgort
Ashley Judd
Tony Goldwyn
Jai Courtney
Ray Stevenson

5 Kommentare zu „[Film] Die Bestimmung – Divergent (2014 US)“

    1. Er hat definitiv seine Momente und eine schicke Optik. Aber dieses Drehbuch ist unverzeihlich und macht das Potenzial gnadenlos kaputt.
      Und wenn ich mich recht entsinne, fehlen hier ein paar prägnante Buchstellen, ansonsten soll es aber an sich gut übertragen worden sein. So zumindest die Worte einer Freundin.
      Viel Spaß dabei.

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