[Literatur] Green Blood #1

Mit dem Manga Green Blood liebäugelte ich schon eine Weile, da mich das Setting der USA gegen Ende des Bürgerkriegs außerordentlich reizt. Zudem empfinde ich den Zeichenstil Masasumi Kakizakis als unglaublich detailverliebt und düster, was mir bereits in seinem alleinstehenden Manga Dark Hideout schon sehr gefiel. Da war der Griff zum ersten von fünf Bänden natürlich Ehrensache.

Green Blood erzählt in der Zeit zwischen Bürgerkrieg und industrieller Revolution die Geschichte zweier Brüder, Luke und Brad Burns, und wie sie versuchen in Five Points, dem schlimmsten Slum New Yorks, zu überleben.

Die Stadt und somit auch diese spezielle Kreuzung in Manhattan wird von Immigranten überspült, die alle mit ihren Hoffnungen auf die Erfüllung des amerikanischen Traums aus Europa hereinströmen und sich dann mit der dreckigen Wahrheit abfinden müssen: Wer kein Geld hat, der muss es sich hart verdienen. Frauen werden zu Prostituierten, Männer hangeln sich von einem Tagwerk zum nächsten und versuchen so, über die Runden zu kommen. Als wäre das noch nicht hart genug, stehen Überfall und Mord in Five Points an der Tagesordnung. Einem Viertel, in dem ein erbitterter Bandenkrieg tobt, der auch vor Kollateralschäden nicht halt macht. Alles ist erlaubt, die Polizei, wenn sie sich denn dort mal blicken lässt, ist geschmiert und so herrscht das Recht des Stärkeren vor.
In dieser rauen Zeit versuchen die Brüder Burns Fuß zu fassen. Luke, der jüngere der beiden geht seinem Job als Dockarbeiter nach und hofft, wie so viele andere, eines Tages mit seinem Bruder aus dem Drecksloch zu entkommen und sich ein lebenswertes Leben aufzubauen. Was der ehrliche Luke jedoch nicht ahnt: Brad verdingt sich als Auftragskiller für die Grave Diggers. Eine gnadenlose Gang, angeführt vom irischen Einwanderer Gene McDowell.

Die Geschichte steckt im ersten Band das wüste Setting und die Figurenkonstellationen ab, während die Geschichte langsam an Fahrt aufnimmt. Vielleicht ist es nur das unglückliche Los der Einführung, aber über eine gewöhnliche Bandengeschichte kommt der erste Band noch nicht hinaus, das wird wohl erst im nächsten Teil vertieft. Es ist nichts herausragendes, aber auch nichts, was langweilig oder mürbe vorgetragen wird. Was sich allerdings überdeutlich über den Standard hebt, ist der künstlerische Aspekt. Die Zeichnungen sind genau wie das Setting in den verdreckten Nebengassen dunkel, verdreckt und blutig. Das Figurendesign ist markant und eindringlich, die Details in Kleidung und Hintergrund schlichtweg atemberaubend. Die Faltenwürfe der Mäntel, die Schattierungen… es ist beeindruckend zu sehen, wie Mangaka Kakizaki seiner Welt hier Leben einhaucht. Oder es aushaucht. Denn Gewalt wird hier zum Mittel zum Zweck, ohne dabei jedoch dem Voyeurismus zu frönen. Etwaige Gewaltakte sind detailgetreu und explizit gezeichnet, dennoch nehmen sie weder einen Großteil der Panels ein, noch sind sie per se Blickfänger, an denen man hängenbleibt. Sie fügen sich stattdessen in die verrohte Welt der Bandenkriege ein, ohne etwas zu beschönigen oder zu romantisieren. Vielmehr steckt gerade in diesen Szenen vieles an ungeschönter Wahrheit in Bezug auf unschuldige Träumer, die sich von ihrer Erwartung auf ein besseres Leben in den dreckigen Gassen New Yorks wiederfanden.

Band 1 von Green Blood bleibt noch etwas hinter meinen (hohen) Erwartungen zurück, macht aber dennoch Lust auf mehr. Die unterschiedlichen Brüder Burns sind auf ihre Weisen charismatisch und ich bin durchaus gespannt, was sie in dieser verzweifelten Geschichte noch erwarten wird. Noch interessanter ist jedoch das unerbittliche Setting, in dem sich diese Charaktere bewegen. Gerade das macht diesen Manga so spektakulär, denn für Nettigkeiten ist hier nicht sonderlich viel Platz.
Genrefreunde sollten daher einen Blick wagen.

Band 1: 3/5 Punkte

Green-Blood-Band-1-Cover
© Carlsen Manga!

Green Blood #1
Mangaka: Masasumi Kakizaki
Erscheinungsjahr: 2011 (jp) / 2014 (dts)
Verlag: Carlsen Manga!
Ausgabe: 1. Auflage; 25. November 2014
Seiten: 200
ISBN-10: 3551775753
ISBN-13: 978-3551775757

8 Kommentare zu „[Literatur] Green Blood #1“

  1. Hm, das hört sich nach einem ordentlichen Eisntieg in eine potentiell großartige Reihe an. Bin mal gespannt, wie sich das entwickelt. :)
    Nur ist vorerst mal Schluss mit Neuanschaffungen, die letzte Zeit war heftig. :oops:

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