[Serie] Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI – Staffel 1 (1993 US)

Die letzte Klausur ist geschrieben, das erste Semester ist somit fast vollendet. Abgesehen von einer kleinen schriftlichen Abgabe, aber das hat noch ein wenig Zeit. Was wäre also passender, als diese freigewordene Zeit mit einer Serie zu feiern, die ich vor mehreren Jahren einmal gesehen und mit größtem Interesse verfolgt habe? Lang lang ist’s her, aber spätestens seit dem aktuellen Revival wieder in aller Munde: Akte-X.

Das Ermittlerduo Scully & Mulder, die ewige Skeptikerin und der Glaubensgetriebene, eine der interessantesten und besten Kopplungen zweier Figuren, wissen auch heute noch zu überzeugen. Obwohl die erste Staffel der Mysteryserie schon wieder mehr als 20 Jahre auf dem Buckel hat, sind gerade die unzähligen Monster of the Week-Episoden fast schon zeitlos gestaltet, wenn auch mit dem speziellen staubigen 90er Charme ausgestattet.

Beim Rewatch fiel mir allerdings auch erstmals auf, wie unbeholfen die erste Staffel zuweilen doch wirkt. Dabei werden erstaunlich früh die Weichen gestellt, welche in den kommenden Staffeln abgearbeitet werden wollen. Zudem ist es interessant zu beobachten, wie viel die Serie an sich schon „verrät“ und Vorarbeit leistet – gerade in Hinblick auf die sich anbahnende Verschwörung rund um außerirdisches Leben. So werden bereits im Piloten wesentliche Fakten, wenngleich sie schwammig formuliert sein mögen, in die Hände des Zuschauers gelegt, oder der im Hintergrund agierende „Cigarette Smoking Man“ (William B. Davis) als Antagonist eingeführt. Tatsächlich hat es mich bei dieser Zweitsichtung überrascht, da ich zahlreiche Ereignisse als wesentlich später eingestuft hätte, als dass sie bereits in dieser Anfangsphase schon ihren thematischen Schwerpunkt – mit Nachdruck – verankern.

„Was haben Sie ausgefressen, damit man Sie hierher strafversetzt hat?“

Genauso verhält es sich mit etwaigen Marotten der Figuren.  In den ersten Folgen werden diese ziemlich überspitzt dargestellt und schrecken zuweilen sogar etwas ab, bzw. wirken erzwungen. Etwas, das ich so nicht mehr in Erinnerung hatte und das ganze ein klein wenig abstruser erscheinen lässt, als es hätte sein müssen. Aber gut, im weiteren Verlauf der ersten Staffel pendeln sich die Drehbücher ein und entschärfen diese dezent überzeichneten Eigenheiten aus den ersten Folgen. Ebenso fahren die Charaktere etwas zurück und offenbaren eine wunderbare Chemie untereinander, die mit herzhaften Sarkasmusspitzen gespickt ist und das Zusammenspiel von David Duchovny und Gillian Anderson so genussvoll macht und die Serie gekonnt trägt.

Die erzählten Geschichten schwanken zwar qualitativ, machen aber gerade dann richtig Spaß, wenn sich das Ermittlerduo geradewegs in die Pampa der Vereinigten Staaten aufmacht und dort merkwürdigen Phänomenen nachforscht. Dabei geht die Serie gleich in die Vollen und präsentiert bspw. mit Eugene Tooms eine unheimliche Figur, die mit ihren Fähigkeiten für leichtes Unbehagen sorgt. Darüber hinaus sorgen Episoden wie Gender Bender oder Ice für (kulturelle) Abwechslung und lehnen sich an so manche Filmvorlage wie z.B. The Thing an.
Leider vermochte jedoch nicht jede Episode gleichermaßen packend zu sein. So verkamen Folgen wie die mit dem Wunderheiler (Miracle Man) zum reinen Krampf. Das mag vielleicht der Tatsache geschuldet sein, dass es bereits genau die Fälle waren, die mir bei der ersten Sichtung im Vergleich zu den qualitativ stärkeren und vor allem abstrakteren Episoden wie Darkness Falls (Stichwort: Holzfäller) schon nicht gefallen hatten. Da half auch ein zweiter Anlauf nichts. Jedoch gibt es auch überragende Episoden, die nicht primär durch ihre Geschichte Eindruck schinden, sondern viel eher durch schauspielerische Leistungen. So ist die Folge Roland genau diesem Umstand geschuldet eine meiner liebsten Episoden der ersten Staffel. Željko Ivanek, der hier den titelgebenden Roland, einen scheinbar  mental zurückgebliebenen Mann, spielt, beeindruckt in dieser Geschichte und verleitet den Zuschauer am Ende sogar zur Reflexion über das Gesehene. Gerade hier kristallisiert sich eine große Stärke der Serie heraus, die sich erfrischend oft einer eindeutigen Antwort auf die aufgeworfenen Fragen verweigert und diesen Part dem Zuschauer überlässt. Ob nun durch den moralischen Standpunkt bedingt oder der narrativen Ebene geschuldet, Akte-X überlässt vieles der Interpretation und das ist mutig – ob für damalige Verhältnisse oder auch den heutigen. Genau darin liegt der große Reiz dieser Mysteryserie, die sich unerklärlichen Phänomenen verschrieben hat, auf die die Wissenschaft nicht immer eine Antwort bietet. Somit wird die konsequente Charakterisierung Scullys auch auf erzählerischer Ebene fortgesetzt. Wenngleich dieses doch so feste Weltbild mehr als nur einmal mächtig ins Wanken gerät… wie in der packenden Scully-zentrierten Folge Beyond the Sea.
Außerdem aufgefallen beim Rewatch ist mir die viel zu müßiggängige Rahmenhandlung/Verschwörung, der sogenannte „Mytharc“. Wo sie noch vom unbekannten Sichtpunkt aus äußerst einvernehmend war, verkommt sie nun zur schleichenden Farce, die auf der einen Seite stets minimale Infos rausrückt, die wiederum aber so zweifelhaft sind, oder mit vehementer Beständigkeit den „Resetknopf“ betätigt und uns durch eine weitere UFO-Folge zieht, die am Ende aber eigentlich als überflüssig abgehakt werden kann. Versteht mich nicht falsch, die Serie braucht a) einen Aufhänger und b) einen Weg, der beschritten werden muss. Allerdings empfinde ich gerade die Verschwörungsepisoden in ihrer Häufigkeit zwar als spannend (wenn sie etwas anspruchsvoller gestaltet sind), thematisch aber als zu repetitiv, was dem ganzen einen leidigen Stempel aufdrückt. Es gibt durchaus gelungene Momente inmitten dieses Schattenspiels, das meiste wirkt jedoch mehr als Füllmaterial denn als wichtiges Konstrukt, um die Aufmerksamkeit zu fesseln. Genau wie es sich mit der ewigen Erwähnung von Mulders Schwester allmählich dem Bereich des zu Bemühten annähert… aber das ist nur meine Meinung.

„Mulder, könnte es eine X-Akte sein?“

Die erste Staffel von Akte-X riskiert gleich zu Beginn viel und nimmt nicht minder viel an Infohäppchen in die Hand, um Lust auf das drohende große Ganze zu bereiten. Dabei übernimmt sich die erste Staffel für meinen Geschmack jedoch etwas und gibt zu viel zu früh preis. Auch die anfangs sehr bemüht wirkenden Charakterzüge wirken etwas zu gewollt. Glücklicherweise ist das jedoch nur ein Fall von einigen wenigen Episoden, ehe es wieder zurückgeschraubt und angepasst wird. Was bleibt sind jedoch viele abwechslungsreiche Geschichten und Handlungsstränge, die es auch heute nicht versäumen, das Interesse an paranormalen Phänomenen zumindest im Zusammenhang mit den FBI-Agenten Mulder und Scully zu wecken.

Staffel 1: 7,5/10 Punkte

X-Files---S1----CoverAkte X – Die unheimlichen Fälle des FBI [The X-Files]
Jahr: 1993 US
Idee: Chris Carter
Genre: Mystery, Drama, Horror, Thriller, Science Fiction
Cast:
David Duchovny
Gillian Anderson
William B. Davis

Bilder [© Twentieth Century Fox]

10 Kommentare zu „[Serie] Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI – Staffel 1 (1993 US)“

    1. Ja, das tut sie ganz sicher noch. Ich musste allerdings bei der ersten Folge (es sei ihr ja verziehen!) fast lauthals loslachen. Es gab da so ein, zwei arg bemühte Dinge die einfach nur komisch wirkten.
      Letzteres kann ich nur zurückgeben. Bin auch schon auf deine nächsten gespannt!

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  1. Nooooooooiiin, wie soll ich das mit der Hintergrundgeschichte verstehen? Gerade die finde ich bisher spannend und habe gehofft, dass das ein starkes Rückgrat der Serie wird.
    Ich gucke die Serie zum ersten Mal und bin gerade bei Episode 19 (–> Indianer). Die Alienepisoden finde ich fast immer am Interessantesten, diejenigen, wo sie irgendwo in der Walachei rumwuschteln ebenso wie die mit „Nichtmonster“-Antagonisten („Beyond the Sea“) am Gruseligsten. Am Beklopptesten fande ich die Computerfolge, allerdings gleichzeitig auch thematisch am Interessantesten aus heutiger Sicht.

    Das Einzige, was mich richtig nervt, ist, dass Scully zufälligerweise immer dann irgendwo hin muss, wenn sie einen Beweis für das Übernatürliche bekommen würde, wenn sie nur bei Mulder bliebe. Das wirkt in diesem Überfluss zu aufgesetzt, muss aber wohl sein, wenn man den Rest der Serie nicht zwei Aluhüte rumrennen haben möchte. :)

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    1. Wooow, hold on a second! :)
      Ich sehe das ja aus einer ganz anderen Perspektive als du! Bei mir ist es bereits der zweite Durchgang und ich weiß ja schon auf was es hinausläuft. Daher haben die Folgen bei mir _jetzt_ einen etwas schwereren Stand. Aber keine Sorge, ich fand die mythologischen Folgen auch am besten. Jetzt wandelt es sich eben ein bisschen, da in den Einzelfolgen mehr die Charaktermomente eingebunden sind, auf die ich nun eher lunze.

      Hehe, ohja. Der böse Zufall. Ist Mulder ja genau das gleiche. Wie oft denke ich mir nur er solle dauerhaft ein Tonband oder eine (zugegeben, recht unhandliche) Kamera mit sich nehmen. Aber gerade durch diese Beweisnot machen die mehr und mehr neckischen Gespräche zwischen den beiden so Spaß. Und das wird sich noch ein wenig so weiter durch die Serie ziehen, allerdings verschwimmen die Grenzen immer mehr. Vllt. findet sich da für dich bald ein Kompromiss. ;)

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  2. Ging mir an vielen Punkten ganz ähnlich wie dir. Gerade bei den Mythologie-Episoden war ich stellenweise recht gelangweilt. Als Kind/Teenie war ich total versessen auf die, während ich jetzt denke „Oh nein! Mythologie-Folge! Schnarch…“, denn es ist nicht schön, aber man muss es ja mal so sagen: die Wahrheit ist eben irgendwie immer noch da draußen, ne? Auf jeden Fall wurden, soweit ich mich erinnere, mehr Fragen in der Serie gestellt als beantwortet.
    Aber was soll ich sagen … Mulder und Scully muss man mögen. :)

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    1. Mhh, wobei es ab Staffel Drei wieder richtig Spaß macht auf den Myth-Arc aufzuspringen. Da jagt ein Cliffhanger den nächsten und das funktioniert wieder wunderbar. Bei Staffel 1 & 2 hingegen war es immer dieses elendige getease. Konkretes gab es für meinen Geschmack zu wenig.
      Ja, ich weiß noch der Hype um die Mayas und 2012 und wie erwartet wurde dass alles auf so etwas hinausläuft. Und dann… joa. Blieb doch einiges offen. Gut, die Serie hat sich hin und wieder etwas verrannt, aber ich habe trotz des relativ offenen Endes meinen Frieden damit schließen können. Und mal sehen was die neuen Folgen so bringen. Was ich bisher gehört habe klingt aber doch sehr… offen. ;)
      Da sagste was. Die beiden möchte man in der Serienlandschaft nicht missen müssen. :)

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      1. Puuh … ja in der dritten Staffel gehts auch mit Scully weiter und sie bekommt mehr Mythologie, aber ich fand die Staffel an sich schlechter. Sogar schlechter als die 1., um nicht zu sagen stellenweise trashig. Hatte da auch den mit Abstand größten Durchhänger beim rewatch und hab zuviel anderes geguckt, weils mich wenig interessiert hat, was da abging. Aber ab Staffel 4 wirds besser, denke ich.

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        1. Bin gerade mitten in der dritten Staffel und muss dir komplett zustimmen. Jetzt wird es doch arg… speziell. Wobei ich die Mythologie jetzt auf ihrem Höhepunkt sehe, aber die einzelnen Folgen… spielen doch sehr mit dem Charakter der Serie. Hatte das schon gänzlich beiseitegeschoben, ehe du das geschrieben hattest.

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  3. Jupp… die Mythologie der ersten Staffel tut sich noch echt schwer und sticht nicht besonders hervor. Da habe ich bei der ersten Staffel auch lieber die Monster-of-the-Week-Folgen geguckt, bei denen es viele wirklich gute Folgen gab.

    Insgesamt stimme ich dir mit dem „unbeholfen“ auch zu, aber gut… welche Serie ist das nicht in ihrer ersten Staffel. Aber „Akte X“ überwindet das ja ziemlich gut in den späteren Staffeln :D

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    1. Ja, bin gerade bei Staffel drei und… puhh. Das Eigenwillige wird konsequent weitergeführt! Um es mal gelinde zu formulieren. :D In meinen Augen ist es bisher immer ein Wechselspiel zwischen den Folgen. Sticht die Mythologie qualitativ hervor, versuchen es die MotW-Episoden auf ziemlich spezielle Art auch fernab der Handlung zu tragen. Was nicht immer gelingen mag… :D

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