[Film] Die Bestimmung – Insurgent (2015 US)

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Warum ich mich jetzt doch in diesen zweiten Teil geschleppt habe, weiß ich auch nicht mehr so recht, war ich doch vom ersten schon nicht angetan. Vermutlich habe ich mir den Trailer so oft reingeballert, dass ich ein klein wenig Hoffnung geschürt habe. Aber was für ein Witz.

Wo ich den Erstling Divergent noch in Schutz genommen habe, er wäre eigenständig genug, um nicht ständig mit den Tributen von Panem verglichen zu werden, wird mit „Insurgent“ knallhart eben besagte Schiene gefahren. Zwar fühlt man sich hier nicht unweigerlich an das Fillerszenario von Mockingjay Part 1 erinnert, aber wirklich weit weg kommt man von dem Gedanken auch nicht. Denn wenigstens schafft es Insurgent seine eigene kleine Geschichte im Großen und Ganzen zu erzählen, wenngleich es inszenatorisch mächtig in die Hose ging.

Nach dem Aufstand in Teil 1 wird das Fraktionssystem nur mit Mühe und Druck von Jeannine Matthews (Kate Winslet) aufrechterhalten. Die Unbestimmten und die restlichen Ferox rund um Tris und Four halten sich versteckt und im Geheimen wird am Umbruch des Systems gewerkelt, um die bösartige und machthungrige Jeannine von der Spitze zu stoßen. Diese sucht jedoch nach geeigneten Testpersonen, die ein Artefakt aus vergangenen Zeiten öffnen und somit einen Neustart für das Fraktionssystem herbeiführen sollen. Bla bla bla.

Wo ich dachte das Drehbuch zu Divergent sei schon schwach, belehrte mich Insurgent eines besseren: Neben einer holprigen Handlung und wirklich… wirklich schlechter Charakterplatzierung, gesellt sich eine so dermaßen unsympathische Hauptfigur, dass man es gar nicht für möglich halten möchte. Wo Shailene Woodley sonst immer eine freundliche Ausstrahlung verkörpert, mimt sie hier die dauerbockige Tris, in deren Händen das Schicksal Chicagos liegt. Wie ein kleines pubertäres Mädchen sitzt sie da, die Arme verschränkt und pampig in ihrer Art und der Zuschauer muss das ertragen. Als wäre das nicht genug, werden hier und dort ein paar bekannte Gesichter aus Teil 1 eingeworfen, nur um ihnen kaum bis gar keine Beachtung zu schenken. Am Ende kommt es sowieso nur auf ein kleines Grüppchen von vier Leuten an, wozu also den Rest noch beleuchten? So darf sich Maggie Q kurz blicken lassen, ehe sie wieder verschwindet und auch Ashley Judd schaut nochmal kurz vorbei. Dabei ist schon allein bei den Charakteren eine Redundanz zu erkennen, welche eine gewisse Planlosigkeit aufwirft. Doch zu besagter Unnötigkeit kommen wir später noch. Denn ein kleiner Lichtschweif am Horizont ist zu erkennen. Theo James als ‚Four‘ wird endlich ein kleines bisschen Hintergrund eingeräumt, durch den er sich wunderbar im Rahmen der Möglichkeiten entfalten kann. Ansonsten hat es mich gefreut, Daniel Dae Kim auf der Leinwand zu sehen. Auch wenn er nicht viel zu tun hat, so passt er gut in die Rolle und hat somit wenigstens für etwas Anspruch gesorgt. Wohingegen Kate Winslet wieder das machthungrige Miststück ohne Skrupel, dafür aber mit einer monotonen Miene spielt, dass selbst sie zu einer langweiligen kleinen Nummer verkommt, die diesen Teeniefilm auch nicht mehr zu retten vermochte.

Aber kommen wir zu dem, worauf eigentlich sämtliche Hoffnungen gegründet sein sollten: Dem Drehbuch.
Zwar erzählt diese Fortsetzung im Rahmen des Großen und Ganzen mittendrin eine eigene Geschichte, doch wurde diese so banal und luftig aufgeblasen, dass die knapp zwei Stunden Laufzeit hart an der Grenze des Erträglichen angesiedelt waren.
Nur zu gern blickte ich auf die Uhr, dachte ab der Hälfte, als Tris durch die Ruinen Chicagos wandert, jetzt sei der perfekte Schnitt für ein einigermaßen cliffhangerfreies Ende… und schon wurde ich enttäuscht. Mal wieder Denn zu diesem Zeitpunkt hatte man den Großteil der Handlung noch vor sich. Und diese beinhaltet Flucht, eine aufkeimende Untergrundrebellion, eine platte Liebesromanze und so viele Logiklöcher, dass es schmerzt. Diese werden mit einem knallharten und unterkühlten Look zu kaschieren versucht, der vor aktiver Gewalt nicht scheut. Kann man machen, allerdings wirkt einiges für eine Young Adult-Sage doch etwas arg angestrengt. So wird hier beinahe jedweder Skrupel abgelegt, und dadurch dass Tris die meiste Zeit über am rumzicken ist, auch nicht gerade meisterlich abgewendet.

Alles in allem ist Insurgent, der zweite Teil der Reihe Die Bestimmung, ein extrem mauer Aufguss altbekannter Motive, der sich selbst in den Schatten des großen Panem-Bruders stellt. Noch schlechter als der Vorgänger, hatten selbst meine beiden Begleiterinnen (Buchkennerinnen) kaum Spaß am Film. Und der Blick auf das Finale lässt mich jetzt schon zurückschrecken, erinnert es doch in einer Handvoll Punkten an einen anderen Vertreter der modernen Jugendbuchverfilmungen. Ohweh.

4/10 Punkte

Insurgent-PosterDie Bestimmung – Insurgent [The Divergent Series: Insurgent]
Jahr: 2015 US
Regie: Robert Schwentke | Drehbuch: Brian Duffield; Akiva Goldsman (liter. Vorlage: Veronica Roth)
Cast:
Shailene Woodley; Theo James, Ansel Elgort, Kate Winslet, Ray Stevenson, Naomi Watts, Octavia Spencer, Daniel Dae Kim, Zoë Kravitz; Maggie Q; Jai Courtney, Miles Teller, Ashley Judd, Keiynan Lonsdale, Rosa Salazar, Mekhi Pfifer, Suki Waterhouse, Jonny Weston, Emjay Anthony

Bilder via filmstarts.com; bookfandoms.com; trisandfours.com; redcarpetrecordsreports.de; herocomplex.latimes.com; movpins.com; eonline.com

7 Kommentare zu „[Film] Die Bestimmung – Insurgent (2015 US)“

  1. Ich kann dem YA-Dystopie-Bereich mit ihren zillionen Trilogien nicht soviel abgewinnen. Gerade bei der hier verstehe ich den Anreiz gar nicht. Habe aber immer mal überlegt in die Film reinzuschauen. Klingt aber nicht so, als ob ich da was verpasse ;)

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  2. Muss anfügen: Aus einem schlechten Buch kann ja kaum ein guter Film entstehen. Ich fand den Film eigentlich ziemlich gut, kann aber auch daran liegen dass meine Erwartungen tiefer lagen als Atlantis.

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    1. Die Bücher umgehe ich gekonnt. Den Filmen fehlt meiner Meinung nach der Pfiff, der das ganze aufpeppt und etwas epischer aufzieht. So ist das leider nur ein kleines unbedeutendes Geschichtchen, bei dem einen der Ausgang recht egal ist. Aber es geht ja noch schlechter, wie „The Maze Runner“ beweist…

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