Review: Protégé (2007 HK/SGP)

protege
Protégé

„Warum überhaupt nehmen Leute Drogen? Ich dachte immer, ich würde es nie verstehen können. Nun, da soviele gestorben sind, habe ich es verstanden. Es ist die Einsamkeit. Eine tiefe, innere Leere die sie dorthin treibt. Aber was nun genau schlimmer ist, die Einsamkeit oder die Drogen, das weiß ich immer noch nicht.“

Worum geht’s? Seit sieben Jahren ermittelt Special Agent Nick (Daniel Wu) undercover gegen den größten lokalen Drogenring von Kwan (Andy Lau). Vom Straßendealer hochgearbeitet, ist Nick nun für die logistischen Abläufe zuständig. Als Kwan ihm voller Vertrauen anbietet, sein persönlicher Protégé, sprich Kwans Schützling zu werden, verliert er sich zusehends in seiner Identität. Und dann trifft er auch noch auf die drogensüchtige Jane (Zhang Jingchu)… Wem gilt nun seine Loyalität?


Nach drei Anläufen hat es endlich gefunkt. Zwar hatte mich der Film nach der ersten Runde unterbewusst schon nicht mehr losgelassen, aber immer hat mir irgendetwas gefehlt. Nur was war immer die Frage. Jetzt, im Nachhinein, frage ich mich, warum eigentlich, denn Protégé ist ein wahnsinnig intensiver, leiser Thriller, der nahezu stoisch daherkommt. Dazu liefert Daniel Wu eine anziehende Performance als Undercovercop im Drogengeschäft ab und kann sich durchwegs an seinem Schauspielkollegen Andy Lau messen lassen.

Dieser Film läuft jedoch nicht stur nach Schema F ab. Nein, der Film betrachtet den Identifikationskonflikt eines sonst so ehrbaren Polizisten, macht beide Seiten des Drogengeschäftes, sowie die Auswirkung von Drogen auf überschaubare Art und Weise sichtbar und „spielt“ sowohl mit seinen Darstellern, als auch mit dem Zuschauer.

Statt nicht endenwollender Actioneinlagen werden hier Emotionen und Motive in absoluter Ruhe gezeigt. Weder wird hier ein Urteil gefällt, noch wird die Moral in irgendeiner Form abgewogen. Das wird den Protagonisten und zuletzt auch dem Zuschauer überlassen, was dem Film eine authentische Note verleiht. Auch für die feinfühligen Nuancen im Spiel der Darsteller nimmt sich Regisseur Derek Yee genügend Zeit und trotzdem lässt er Protégé nie auf der Stelle treten. Kontinuierlich wird man mit dem Protagonisten Nick in den Strudel des Verbrechens mit reingezogen. Man zweifelt. Vorallem an seinem Umfeld, letztlich aber auch an sich selbst.
Was bin ich? Was will ich? Was ist es mir wert?

Und sobald sich manche Charaktere selbst entlarven zeigt der Film seine wahre Größe und die vorangegangene Präzision. Etwas, das man erst einmal auf sich wirken lassen muss.

Für Fans von Filmen wie Infernal Affairs oder generellen Thrillerliebhabern definitiv ein Muss! Auch wenn man hier beileibe kein Actionspektakel erwarten darf. Protégé zeigt dafür wahrlich andere Stärken und garniert diese mit äußerst intensiven Momenten.

 9/10 Punkte

Protege poster 02Protégé [Moon to]
Jahr: 2007 HK/SGP
Regie: Tung-Shing Yee [als Derek Yee] | Drehbuch: Tung-Shing Yee, Man Hong Lung, Sun Go
Cast:
Daniel Wu
Andy Lau
Zhang Jingchu
Louis Koo
Anita Yuen
Nirut Sirichanya

Bilder [© EuroVideo]

3 Kommentare zu „Review: Protégé (2007 HK/SGP)“

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