[Serie] Gangsta. – Vol.1 (2015 JP)

Auf wenige Serien habe ich mich so sehr gefreut, wie auf Gangsta. Schon seit einiger Zeit schleiche ich um den, dem Anime zugrunde liegenden Manga aus der Feder von Kohske, einer Freelance-Illustratorin. Aufgrund ihrer chronischen Erkrankung und damit verbundener Veröffentlichungsverschiebungen war ich umso überraschter, relativ schnell von einer Adaption zu hören. Und wenn man sich aufgrund einer nicht abgeschlossenen Handlung schon nicht an die Vorlage traut, dann doch wenigstens an die Serie, die zumindest die bereits erschienen Volumes 1 -5 abdeckt. Im Folgenden bespreche ich die erste Volume der deutschen Veröffentlichung von Nipponart.

Handlung

In Ergastulum steht Bandenkriminalität und Prostitution an der Tagesordnung. Inmitten der Unruhe arbeiten Nicholas und Worick als „Handymen“. Mehr illegal denn legal verdienen sie ihre Brötchen mit Aufträgen, die sowohl von herrschenden Gangs, als auch der Polizei ausgeschrieben werden, die sich aus den internen Gefechten lieber rauszuhalten versucht. 

Die Serie

Gangsta. ist unglaublich cheesy. Also wirklich. Die Coolness aus jeder Pore triefend, handelt der Anime von Gewalt, Sex und Kriminalität. Klassische Gangstermotive also, die jedoch mit kleinen frischen Einschüben aufgelockert werden. Ein bisschen Witz, wenn man durchschaut warum Nic so wortkarg ist, ein wenig legere Figuren wie Worick, der nebenher noch einen gewissen Job ableistet… aufgrund ihrer Eigenheiten man diese aber sofort liebgewinnt, wenn sie nicht gerade mit zwei totschlagenden Argumenten ausgestattet sind. So wie beispielsweise die Prostituierte Alex, die nach dem Leben auf der Straße im „Dienstleistungsunternehmen“ von Nicholas und Worick unterkommt. Geschätzt ist hier jeder kriminell, Nic und Worick mit ihrer lockeren Auftragsmoral, die Banden sowieso, und die Polizei, die sich aus den Geschäften der in Ergastulum herrschenden Mafiaclans raushält und deshalb die „Handymen“ anheuert, um sich nicht selbst die Hände schmutzig machen zu müssen. In Ergastulum fühlen sich all diejenigen wohl, die sich nicht zu schade sind und denen der raue Alltag geziemt.

Die Serie verkörpert schon einen ziemlichen Hau-drauf-Stil, ohne dabei allerdings vollständig von gegebenen Handlungselementen abzudriften. Das Coole mag zwar im Vordergrund rangieren, dennoch bietet Gangsta. daneben auch eine unterschwellige Dramatik, die von Folge zu Folge offengelegt wird. Dazwischen versteckt sich zudem ein marginaler Kampf gegen gewisse Vorurteile, wenn man über die Episoden hinweg mehr von den Hintergründen und charakterformenden Elementen erfährt, die entgegen der optisch anmutenden Skrupellosigkeit nur ein Motto zulassen: Handelt es sich um das „harte Schale, weicher Kern“-Prinzip, wenn man sich Nic und Worick genauer betrachtet? Wenn die harten Kerle auf die junge Krankenschwester Nina treffen, dann wird schnell klar, dass sie keineswegs nur die Badguys sind, als die sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren. Hinter dem ungleichen Duo Worick und Nicholas steckt weitaus mehr, als es in der Einführungsfolge den Anschein erweckt. Was wiederum das Interesse aufrechterhält, das ganze weiterzuverfolgen und so mehr von ihren Beweggründen zu erfahren, die gegen Ende vollkommen widersprüchlich zur jetzigen Situation erscheinen.

Auch wenn ganz klar das Lässige oberstes Gebot der Serie sein mag, so wandelt sich die Serie keineswegs zu einer Komödie, wenn flotte Sprüche und blutige Spielereien gegen Gangs angezettelt werden, die mit gekonntem Waffeneinsatz beendet werden. Dennoch laden die ersten drei Episoden oft genug zum Schmunzeln ein, was auch die gebotene Coolness wieder unterstützt. Es geht blutig und kompromisslos zur Sache, auch wenn es nicht ganz so explizit zur Schau gestellt wird. Natürlich sickert das Blut en masse über die Pflastersteine Ergastulums, aber noch hält sich der Schauwert dessen unerwartet in Grenzen. Hier hätte ich einen Tacken mehr erwartet, aber so fügt es sich wie oben bereits erwähnt besser in das lichtdurchflutete Setting der Serie ein. Also kein Grund hier zu verzagen, zumal ich mir dadurch mehr Raum für die erwachsenen Momente und etwaigen Details Ergastulums betreffend erwarte.

Gangsta-Soeldner
Ein Söldner macht Nicholas das Leben schwer

Das Handwerkliche

Die Animationen aus dem Hause Manglobe (Ergo Proxy) sind gar nicht mal so herausragend gut. Die Charakterdesigns wirken aufgrund ihrer dominanten Linienführungen zuweilen wie einem Skizzenbuch entsprungen, wohingegen andere wiederum so flach wie vom Papier abgekratzt erscheinen. Aber gerade das ist es, was der Serie einen unabsprechlichen Charme verleiht: Wo das Blut in Strömen fließt und Kriminalität an der Tagesordnung steht, macht sich dieser ‚dreckige‘ Animationsstil gut genug und fügt sich geschickt in das Handlungsgeflecht ein. Das alles verpasst dieser Serie ein cheesy Gimmick und macht deutlich was her, gerade im Kontrast zu den recht hellen Backgroundzeichnungen der menschenleeren Seitengassen von Ergastulum, welche unsere Protagonisten den öffentlichen Wegen vorziehen. Die Bewegungen sind in den Kämpfen flüssig, wohingegen der skizzenhafte Charakter speziell in langsamen Abläufen ins Licht rückt.

Weniger schmeichelhaft fällt hingegen der Soundtrack aus. Wo das Opening noch auf schnelle Rhythmen setzt und energiegeladen daherkommt, lässt sich der in der Serie verwendete Score wenig loben. Hier noch von Funktionalität zu sprechen wäre schon zu überzogen, denn statt passenden Songeinlagen oder eingängigen Soundtrackstücken werden hier magere Soundkulissen abgeladen, die wenig mit den impulsiven Szenen gemein haben. Hier wäre weitaus mehr zu holen gewesen, aber stattdessen scheinen das die Auswirkungen des drohenden Bankrotts des Studios gewesen zu sein.

BD-Verwertung

Die der Besprechung zugrundeliegende erste Volume von Gangsta. aus dem Hause nipponart wird im Handel mit Sammelschuber für die restlichen drei Volumes zu haben sein, über den ich hier jedoch keine Auskunft geben kann. Die Blu-ray bietet ein gestochen scharfes Bild, auch der Ton ist glasklar und lässt wenig zu kritisieren über. Die beiliegenden Extras umfassen ein kleines Din-A 4 Poster in Coveroptik sowie ein Booklet mit Charakterinfos und Konzepten zu den wichtigsten Figuren der ersten Volume. Als kleines Schmankerl findet sich im Booklet auch ein kleiner bebilderter Crashkurs in Gebärdensprache mit den Begrifflichkeiten, die bisher in der Serie Anwendung fanden. Darüber hinaus gibt es auch wie gewohnt eine Doppelseite mit Keywords, sogenannten Zusatzinformationen über den Serieninhalt. Schade ist dabei nur, dass als Bonus auf der ersten Disc auf das Opening verzichtet wurde. Dieses macht nämlich durchaus etwas her und wäre ein nettes Gimmick zur Veröffentlichung gewesen.
Die deutsche Synchronisation ist erstaunlich gelungen, wenngleich in den Nebenrollen wieder die üblichen Verdächtigen wie bspw. Walter von Hauff umfassen. Hier wäre etwas mehr Diversität wünschenswert gewesen. Dennoch bin ich über die weiterführenden Leistungen der Sprecher überrascht und sie passt zu den Figuren.
Etwas ärgerlicher hingegen, und das ist das einzige Manko dass sich festmachen lässt, ist die Tatsache, dass sich auf der Disc angeblich zwei deutsche Untertitelspuren befinden sollen. Man hat also die Wahl zwischen ausgeschalteten und vermeintlich zwei deutschen. Nun bestand die Hoffnung, in den japanisch untertitelten Passagen die deutsche Übersetzung zu den in Gebärdesprache gesagten Dialogen zu finden. Jedoch besteht hier nur die Wahl zwischen komplett ausgeschalteten oder komplett deutschen Untertiteln, die sich noch dazu sehr ungeschickt über die japanischen Untertitel legen und so alles andere als leicht lesbar sind. Hier wäre es wünschenswert gewesen, eine separate UT-Spur oben im Bild zu haben, um eine solche Überlagerung zu vermeiden.

Hier die Specs der Blu-ray nochmal im Überblick:

  • Blu-ray: Länge: ca. 90 Min.
  • Episoden 3
  • Anzahl Datenträger: 1
  • Sprache: Deutsch, Japanisch
  • Tonformat: Dt.: Dolby Digital 5.1 Jap.: PCM 2.0 Dt.
  • Untertitel: Deutsch
  • Bildformat: 16:9
  • Extras: Sammelschuber, Booklet, Poster
  • FSK: Ab 16 Jahren

Fazit

Gangsta. ist cool, Gangsta. ist lässig, kurzum: Gangsta. fetzt. Es ist ein schillernder Sumpf aus Korruption, der bisher nicht ganz so erdrückend daherkommt, wie es andere Genreableger nur zu gerne tun. Die Geschichte kommt schnell in Gang und überzeugt mit frischen Charakteren, die eine vielversprechende Handlung in Aussicht stellen.

7/10 Punkte

Gangsta-Vol1-CoverGangsta. Vol 1 [GANGSTA. ギャングスタ]
Jahr: 2015 JP
Genre: Action, Drama, Seinen
Regie: Shukō Murase
Drehbuch: Shinichi Inotsume, Noboru Kimura
Musik: Tsutchie
Opening: „Renegade“ – Stereo Dive Foundation
Studio: Manglobe

Vol. 1 von Gangsta. erscheint am 27. Mai offiziell im Handel. Die restlichen drei Volumes der 12 Episoden umfassenden Serie werden im monatlichen, bzw. zweimonatlichen Rhythmus veröffentlicht.

Bilder © Kohske/SHINCHOSHA · GANGSTA. COMMITTEE

3 Kommentare zu „[Serie] Gangsta. – Vol.1 (2015 JP)“

    1. Man sollte es schon etwas roher mögen, allerdings finde ich alle Aspekte bisher sehr ausgewogen. Solltest dich vom Trailer nicht verunsichern lassen. ;)

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