[Serie] Hellsing Ultimate OVA I (2006 JP)

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Mensch, da habe ich vor einigen Wochen nicht schlecht gestaunt, als ich durch puren Zufall davon erfuhr, dass endlich die sechs restlichen OVAs zum Animeklassiker Hellsing Ultimate ihre deutsche Auswertung durch Nipponart erfahren und in den kommenden Monaten Teil um Teil veröffentlicht werden. Da möchte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, euch vorab schon mal im Schnelldurchlauf die bereits veröffentlichten Teile zu präsentieren.

Aber halt! Was ist überhaupt eine OVA? Nur um Missverständnissen schon vorab einen Riegel vorzuschieben, hier eine Erklärung:
Es gibt den regulären Anime, der sowohl als Kinofilm als auch als Fernsehserie veröffentlicht werden kann. Eine OVA (Original Video Animation) hingegen wird direkt für den Videomarkt produziert. Diese können eine Ergänzung, Fortsetzung oder auch eine eigenständige Serie mit geringer Folgenzahl sein. Das Budget ist dabei meist höher als bei Projekten die ausschließlich als Fernsehproduktion geplant sind, was sich im optimalen Fall auch in einer höheren Qualität der OVAs niederschlägt.

Bei Hellsing Ultimate handelt es sich also um eine zehnteilige OVA, die sich der Handlung des Mangas Hellsing von Mangaka Kohta Hirano annimmt und mit der gleichnamigen Animeserie Hellsing in Sachen Handlung, mit Abstrichen, nicht sonderlich viel gemein hat.

Handlung (OVA I):

Großbritannien wird von einer Welle von Untoten geplagt. Der geheime, königlich-protestantische Hellsing – Ritterorden unter der Führung Lady Integra Fairbrook Wingates Hellsing hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Untoten und „Freaks“ zu jagen und zu vernichten. Die Krux dabei: Dem Orden gehört auch Alucard an, ein blutrünstiger Vampir, der als geheime Waffe dient und dem direkten Kommando Lady Integras untersteht. Bei einem Routineeinsatz der Polizei, an dem auch die junge Polizistin Seras Victoria teilnimmt, geht einiges gehörig schief und sie trifft in der Nacht auf Alucard…

Die Serie:

Hellsing ist ein Kultformat und so sind es auch diese OVAs. Wer auf zynischen Humor mit ausufernden Goreeinlagen und einem der lässigsten Vampire als altmodischer Antiheld schlechthin Wert legt, der ist hier genau an der richtigen Stelle. Hellsing Ultimate ist eine derbe Schlachtplatte, bei der keine Gefangenen gemacht werden.
Es ist Blut, Tod, Chaos, Anarchie, (religiöser) Fanatismus und das pure Verderben in seiner ultimativsten Form. So krass überzeichnet und krank, dass man sich schon beinahe schlecht fühlt, Gefallen daran zu finden. Und wer nach OVA I bereits den Moralapostel raushängen lassen will, dem sei versichert: Das hier… das hier ist erst der Anfang.
Der erste von zehn Teilen dieser Serie ist dabei noch recht gemächlich in seiner Darstellung, auch wenn hier bereits nach wenigen Minuten eine nicht enden wollende Blutfontäne aus dem Hals eines Menschen strömt und der Gewaltgrad nach und nach ansteigt, sich aber noch im Rahmen einer FSK 16 Freigabe befindet. Doch was Hellsing Ultimate immer wieder entschärft, das sind nicht nur die drastischen Überzeichnungen der Figuren, wie sie hier beispielsweise in den Motiven an den Tag gelegt werden, sondern auch unwillkürlich kindgerechte Animationen. Gegenüber den Splattereinlagen werden verniedlichende Szenen eingestreut, die so unweigerlich komisch sind, dass sie den grotesken Bogen förmlich überspannen und das Gezeigte ad absurdum führen. Es ist die beißende Ironie, die dem Zuschauer regelmäßig ins Gesicht springt und immer wieder zeigt, wie absurd das alles doch eigentlich ist.

Das Handwerkliche:

Hier macht es sich bemerkbar, dass ich die Serie schon vor einigen Jahren mal gesehen habe, denn die Qualität hatte ich etwas anders in Erinnerung. Da die Serie explizit auf die Handlung des Mangas ausgelegt ist, wirken viele Szenen wie die exakten Nachbildungen der einzelnen Panels. Sehr zur Freude des Lesers, allerdings biedert sich der Zeichenstil der Serie ebenfalls in manchen Szenen den Zeichnungen an. Die Qualität ist keinesfalls als schlecht zu betrachten, aber es fallen eben doch (unnötig) gezeichnete Striche ins Auge, die etwas zu viel des Guten sind und als Schattierungen nicht ganz optimal funktionieren. Das ist allerdings nur bei Nahaufnahmen der Fall, die restlichen Charakterzeichnungen sind dynamisch und lassen keinerlei Wünsche offen.
Der Soundtrack spricht allerdings eine andere Sprache, auf den werde ich in den nächsten Teilen vermehrt eingehen. Leider ist Yasushi Ishii hier nicht mehr an Bord, der die Coolness und die Überzogenheit des Anime mit fetzigem Fusionjazz untermauerte. Seine Rolle übernahm stattdessen „Black Dog“ Hayato Matsuo. Aber dazu im nächsten Teil mehr, über etwas muss ich in den kommenden vier Artikeln ja auch noch schreiben, weswegen auch der Synchronisationsteil erst im nächsten Part behandelt wird. Nur eins noch: Der  Endingtrack Gradus Vita läutet mit seinem pompös anmutenden Orchester und den Chorgesängen schon jetzt eine aufbrausende Ära ein und untermalt dabei wunderbar diese absolute Macht in den Händen Alucards, sowie das, was den Zuschauer noch erwartet. Gänsehaut!

Fazit:

Allein vom technischen Aspekt steckt die OVA den Anime locker in die Tasche und lohnt den Blick. Wer auf extreme, gar nicht mal so aufgesetzt wirkende Coolness und kontrastreich übermäßige Gewaltdarstellungen Lust hat, für den dürfte das Kultformat Hellsing Ultimate genau das richtige sein.
Euer Ironiedetektor sollte beim schauen allerdings zu jederzeit angeknipst sein, ganz im Gegensatz zum Moralempfinden, denn sonst fallt ihr hiermit möglicherweise mächtig auf die Schnauze. Diese Serie bricht gewollt Tabus und dreht dabei mächtig am Rad. So reizvoll, wie eine verbotene Frucht.

OVA I: 7,5/10

Hellsing-Ultimate-OVAI-Cover-(via-cinefacts.de)Hellsing Ultimate OVA I
Jahr: 2006 JP
Genre: Action, Horror, Military, Seinen, Supernatural, Vampire
Regie: Hideki Tonokatsu | Drehbuch: Yosuke Kuroda
Animationsstudio: Satelight
Sprecher (orig. – deutsch):
Alucard – Jouji Nakata – Torsten Münchow
Seras Victoria – Fumiko Orikasa – Shandra Schadt
Sir Integra Hellsing – Yoshiko Sakakibara – Simone Brahmann
Alexander Anderson – Norio Wakamoto – Oliver Stritzel
Walter C. Dornez – Motomu Kiyokawa – Dieter Memel

Bilder via Screenshots; theanimegallery.com; cinefacts.de
© 2006 Kouta Hirano SHONEN GAHOSHA Co. LTD. / WILD GEESE

19 Kommentare zu „[Serie] Hellsing Ultimate OVA I (2006 JP)“

        1. Oh, das hängt meist vom Kontext ab. Manchmal passt es eben sehr gut rein. Klingt paradox, ist aber so. Solche Gewalt dient ja nicht immer nur der Show.
          Würde mich natürlich freuen, ich weiß nur noch nicht ob ich so manchen Spoiler umschiffen kann…

          Gefällt 2 Personen

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